Zwischen Zwei in Offenburg: Memories Are Made of This
In Offenburg versammelt die Gruppenausstellung Zwischen Zwei zehn Künstler von beiden Seiten des Rheins rund um das Thema der Erinnerung.
Nach einem ersten Teil im öffentlichen Raum, der großformatige Werke präsentierte und im vergangenen Oktober in Straßburg endete, zieht der zweite, intimere, in die Säle der Städtischen Galerie ein. Sie sind zehn und alle in den 1980er Jahren geboren, wohnen in Frankreich oder Deutschland. Indem sie der Erinnerung einen Weg bahnen, bilden Gemälde, Zeichnungen, Photographien, Skulpturen und Installationen einen Rundgang von großer Intensität. Er beginnt mit den Leinwänden von Marion Sautter, schwebenden und melancholischen Landschaften, sanft wie die Erinnerung, wie bei einer Improvisation in Orange und Blau (2022) einer Irrfahrt durch den Wald, über den der Schatten des Liedes von The Cure gleitet. Darauf folgt die verführerische Malerei ohne Stütze/installierte Malerei von David Sibieude die einzig aus Pigmenten gemacht sind: Diese Volumen, die an Häute erinnern, entfalten sich in einer faszinierenden Chromatik, organische und zerbrechliche Formen, die lebendig erscheinen, je nach Lichteinfall, Ort und dem Blickwinkel des Betrachters verschiedene Gefühle bei diesem erzeugen. Man bleibt ebenfalls an den extrem tiefgründigen Abstraktionen von Jean-Baptiste Defrance kleben, der auf eine bizarre Weise die Romantik eines Casper David Friedrich neu zu erfinden scheint, indem er ein zeitgenössisches und beängstigendes Konzentrat liefert. Bei der Betrachtung hat man den Eindruck Schuberts Winterreise in voller Lautstärke zu hören…
Während wir von den Zeichnungen von Haleh Zahedi (insbesondere mit der großformatigen Serie Surplis, 2022) verzaubert sind, organischen Formen, die aus einem geschwärzten Gemälde von Bacon zu stammen scheinen, ist die Entdeckung des Arrtist Duos eine schöne Überraschung. Nathalie Franz und Alexander Suvorov komponieren vierhändige Werke, kreieren eine semantische visuelle Poesie. Die Worte – gestempelt oder gemalt – sind in der Tat ihr Lieblingsmaterial: Blumen, spinnenartige Kreaturen, eine Neuinterpretation der sozialistischen Propaganda… Die Buchstaben tollen herum. Substantive und Adjektive taumeln. Verlieren ihre Bedeutung, um eine neue von lyrischer Verträumtheit zu finden. Und wie soll man nicht schwach werden für Pio Rahner? Der gebürtige Offenburger sammelt insbesondere Objekte, in denen die Seele eines verlorenen Ortes noch präsent ist. Er stellt hier Rinne aus (2016-19), einen Parallelpiped von einem Meter Länge und zwanzig Zentimetern Höhe, hauptsächlich aus Paraffin und Bienenwachs gemacht, der von abgebrannten Kerzen aus zahlreichen Kirchen stammt. In diesem schmucklosen Block konzentriert sich somit die Erinnerung an tausende Gebete. Und aus der heiligen Vergänglichkeit wird ein Rohmaterial…
In der Städtischen KGalerie (Offenburg) bis zum 2. April (im Rahmen der Heimattage und in Zusammenarbeit mit Quinz’art)
galerie-offenburg.de – heimattage-offenburg.de