Zaho de Sagazan und die Symphonie des éclairs
Mit nur drei Stücken bekannt geworden, enthüllt Zaho de Sagazan ein erstes starkes Album, das die Seelen in eine Symphonie des éclairs (Symphonie der Blitze) vor dem Hintergrund eines Elektro-Gewitters entführt.
Sie hatten noch kein Album herausgebracht, da war ihr Terminkalender für 2023 schon gefüllt zwischen Konzerten und Festivals! Aber wer sind Sie?
Ich bin in Saint-Nazaire geboren, in einer Familie mit fünf Mädchen. Nachdem ich mit 13 Jahren mit dem Tanzen aufgehört habe, entdeckte ich die Langeweile. Ich hörte Long Way Down von Tom Odell in Endlosschleife und wollte es machen wie er. Wir hatten zuhause ein Klavier, dass in einem Raum verlassen herumstand. Ich habe mich darangesetzt, um es auszuprobieren und habe es seitdem nicht mehr losgelassen. Es ist zu einer fixen Idee geworden. Wenn ich vom Gymnasium heimkam, rannte ich zu ihm. Alles ist also aus der Obsession eines kleinen Mädchens mitten in der Pubertät entstanden, das einzig von seinem Klavier verstanden wurde.
Sie haben sehr starke Texte, in denen man den Einfluss des französischen Nachkriegschansons spürt…
Was ich bei diesen Künstlern am meisten liebe, insbesondere Barbara, ist die poetische Kürze, diese Kapazität mit sehr wenigen Worten Geschichten zu erzählen. Ich versuche zu dieser Synthese zu gelangen: In einem kurzen Text in eine Emotion einzutauchen, ohne zu dick aufzutragen. Als ich jünger war, war ich sehr empfindsam – ein echter Sturm! – es brodelte in mir und ich war nicht dazu fähig, den anderen mitzuteilen was in mir vorging. Dazu verdammt, unverstanden zu sein… Lieder zu schreiben hat es mir erlaubt mich mitteilen zu können, ohne nichtsdestotrotz von meinem kleinen Bauchnabel zu sprechen! Es geht eher darum das auszudrücken, was in der Intimität das Universelle berührt, ein bisschen wie die Dichter.
Die CD beginnt mit einer Hommage an Baudelaire und an seine Fontaines de sang (Blutbrunnen). Wovon spricht dieses Stück?
Ich nehme hier das lexikalische Feld des Gedichts auf, um über die Ausbeutung des Planeten durch den Menschen zu sprechen. Von der Gier ergriffen, hat jener, der auf natürliche Weise an der Quelle des Lebens trank am Ende all ihr Blut ausgesaugt, bis er seine eigenen Kinder zum Tode verurteilte… Nicht sehr fröhlich! [Lacht]
Im Titelsong haben Sie diese Zeile: „Ich werde die Leute zum Tanzen bringen / Im Rhythmus meiner Tränen.“
Ich finde, dass die Tristesse eine große Tiefe hat. Da wo man am verletzlichsten ist, ist man, so denke ich, auch am echtesten. Wenn es „über den Wolken immer schön ist“, bin ich einer dieser Vögel, der lieber „im Gewitter tanzt“.
Wie haben Sie Les Dormantes komponiert, das über eine toxische und gewalttätige Liebe spricht?
Das war kurz nach dem Gymnasium, um auf die schlimme Geschichte zurückzukommen, die meine beste Freundin erlebt hatte, sie, die gerade die Liebe entdeckte. Damals war das ein Thema, das in der Gesellschaft kaum angesprochen wurde: Es gab noch kein #Metoo. Ich habe an die Entschuldigungen dieses Typs geglaubt, an die Worte meiner Freundin, die mir versicherte, dass er sich ändern würde, etc. Als sie sich schließlich aus der Beziehung befreit hatte, hatte ich schlimme Nachwirkungen. Wie hatte ich das geschehen lassen können? Über diesen Mechanismus der Manipulation wollte ich sprechen. Ich habe lange für das Schreiben gebraucht, aber es hat mir sehr gutgetan. Die Lieder haben diese außerordentliche Macht.
In L’Épicerie Moderne (Feyzin) am Freitag den 28. April, in La Vapeur (Dijon) am Samstag den 29. April und im Parc de Champagne (Reims) im Rahmen des Festivals La Magnifique Society am Sonntag den 25. Juni