When We See Us im Kunstmuseum Basel
Mit mehr als 150 Werken ist When We See Us ein Eintauchen in Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei.
Wer When They See Us, eine Mini-Serie von Ava DuVernay gesehen hat, die 2019 auf Netflix, zu sehen war, erinnert sich an eine gewandte Überlegung zu den unterbewussten Vorurteilen und dem systemischen Rassismus gegenüber Afro- Amerikanern. Indem sie das Pronomen im Titel der Ausstellung ändert, die sie mit Tandazani Dhlakama konzipiert hat, verlagert Koyo Kouoh – Leiterin des Zeitz MOCAA in Cape Town – den Fokus. Rund 120 afrikanische Künstler (und einige aus der Diaspora zeigen, wie sie sich wahrnehmen, im Laufe eines Rundgangs mit zehn thematischen Kapiteln (Sinnlichkeit, Spiritualität, etc.), der mit Triumph und Emanzipation beginnt: Hier entfalten sich Ikonen wie Obama Revolution (2009) von Chéri Chérin, Hommage aux anciens créateurs (2000) von Chéri Samba, eine kritische Version einer Geschichte, die sich auf den Westen konzentriert (und eine legitime Hinterfragung der Legitimität der außereuropäischen Kunst in den Museen Europas), oder auch Tableau vivant III : Oasis (2020). In diesem langgestreckten Gemälde vermittelt Katlego Tlabela eine interessante Vision der südafrikanischen Gesellschaft nach dem Ende der Apartheid.
Die Hängung ist mehr als dicht, stellt die Stile und Epochen einander gegenüber, in einem fröhlichen Kaleidoskop, das eine unglaubliche Vielfalt präsentiert. Einige Künstler sind in der Tat bekannt – wie Jacob Lawrence, großer amerikanischer Maler, von dem Genesis Creation (1989) gezeigt wird, eine atemberaubende Serie von Gouachebildern, die kirchliche Szenen abbilden –, aber die Meisten sind echte Entdeckungen. So ist man fasziniert von OCD and O’Keeffe (2022) von Danielle Mckinney – einer intimen Innenraumszene, die zutiefst kinematographisch ist, in Form eines Dialogs mit einem Monument der Malerei –, oder The Conversation (1990) von Cornelius Annor, der die Sapeurs verewigt, in einer Komposition, die Stoffe und Pigmente verbindet. Der außergewöhnliche Porträtmaler Kehinde Wiley (Untitled, das Jugendwerk aus dem Jahr 2001 von jenem der zum Star geworden ist, ist voller glühender Sinnlichkeit) und Amoako Boafo – Teju (2019), mit kuriosen Erinnerungen an Egol Schiele – verführen mit ihrer leidenschaftlichen Freiheit. Und das ist zweifelsohne die markante Charakteristik dieses Rundgangs: Die mächtige Autonomie einer Kunst, die sich vom westlichen Kanon losgelöst hat oder diesen, wenn sie sich auf ihn bezieht, zerschlägt. Man denke an Roméo Mivekannin, der die Beziehung zwischen Domination und Verführung in La Blanche et la Noire (1913) von Félix Vallotton hinterfragt, der sich seinerseits auf Manet und Ingres bezog, in einem aufregenden Spiel der Matrjoschkas.
Im Kunstmuseum Basel | Gegenwart (Basel) bis 24. November