Wayne Thiebaud in der Fondation Beyeler
Die Fondation Beyeler widmet Wayne Thiebaud, einem der großen Maler des 20. Jahrhunderts eine breitgefächerte Retrospektive, die weit über die Pop-Art hinausgeht, auf die er oft beschränkt wird.
Ein Verkaufsständer, der mit Reproduktionen ikonischer Gemälde von Velázquez, Mondrian, Monet, Picasso, etc. gefüllt ist: 35 Cent Masterworks (1970-72) versammelt die Vorbilder von Wayne Thiebaud (1920-2021) und hinterfragt gleichzeitig Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, um den Titel des berühmten Essais von Walter Benjamin zu zitieren. Eine solche Komposition, die sich auf die Massenproduktion und die Faszination für herrlich banale Objekte bezieht, hat dazu beigetragen, ihren Autor in die Schublade Pop-Art zu stecken, zu deren Vorreiter einige ihn erklärten. Eine Klassifizierung, die er immer ablehnte, selbst wenn einige Serien täuschen können, die zwischen Kuchen zögern, die wie Soldaten bei einer Militärparade aufgereiht sind (Pie Rows, 1961) und peinlich genau geordneten Eissorten (Three Cones, 1964). Der Besucher trifft sogar Mickey Mouse (1988), was an eine kurze Episode in den Studios von Disney Mitte der 1930er Jahre erinnert. Auch wenn er die amerikanische Konsumgesellschaft malt, geht der Künstler über den Pop hinaus, interessiert sich in erster Linie für die Farbe, deren Spektrum er mit großer Intensität erkundet, die manchmal fast das Motiv vergessen lässt: So ist es bei Two Paint Cans (1987), zwei Farbeimern, auf denen Farben und Reflexe aufeinander antworten, in einer visuellen Choreographie von großer Stärke, die die Grenzen zwischen dem Figurativen und dem Nicht-Figurativen aufhebt: „Im Grunde bin ich überzeugt, dass mein Werk abstrakt ist“, erklärte Wayne Thiebaud.
Man entdeckt ebenfalls gefühlsarme Portraits: Auf den ersten Blick hyperrealistisch, enthüllen seine isolierten Figuren rigorose Kompositionen – das unglaubliche Woman in Tub (1965) zeugt von einer Faszination für Mondrian – und ein Verlangen nach Materie und Farbe. Auch wenn Girl with Pink Hat (1973) wie ein Echo einiger Renaissance-Gemälde wirkt, bezaubert sie uns insbesondere dank der Kraft der Chromatik, ob bei der komplexen Beziehung zwischen dem Hut und seinem Schatten oder der Verwendung der Farben: „Eine schöne orangefarbene Linie um eine Schulter und ein helles Kadmiumblau um die andere – das basiert auf diesen naturwissenschaftlichen Prinzipien.“ führt der Künstler aus. Noch weniger bekannt sind die Landschaften, abrupte Cañons (Rock Ridge, 1962) und vor allem Stadtansichten, in denen er mit der Perspektive und den Aussichten spielt: Die Straßen von San Francisco verwandeln sich in Achterbahnen und sind schwindelerregender als die Originale, fordern die Gesetze der Schwerkraft heraus und die Highways springen dem Betrachter ins Gesicht (City Views, 2004). Wayne Thiebaud malt wirklich den American way of life in allen seinen Facetten, und beträufelt ihn, ähnlich wie Edward Hopper, mit einem Gefühl von Melancholie und Tristesse.
In der Fondation Beyeler (Riehen / Basel) bis zum 21. Mai