Von Art zu Art : Bestĭa im Musée Würth
Im Musée Würth lässt Bestĭa Exemplare aus dem Musée zoologique de Strasbourg in einen Dialog mit zeitgenössischen Werken zum Thema Tier treten.
ie ein Kuriositätenkabinett von heute lässt die Ausstellung präparierte Tiere aus dem Zoologischen Museum von Straßburg (das aktuelle Aufgrund seiner Renovierung geschlossen ist) und Werke, die zum Großteil nach 1980 entstanden sind, aus der Sammlung Würth (zu denen sich einige Leihgaben des Frac Alsace gesellen) aufeinandertreffen. Nach L’Appel de la forêt (2012) und De la tête au pieds (2017) wird so symbolisch eine „lebendige Trilogie“ im Museum von Erstein abgeschlossen, in einem vierteiligen Rundgang, der den vier Elementen entspricht. Ein verschmitzter Lepus europaeus, besser bekannt als Feldhase, der wachsam auf seinen Hinterbeinen sitzt, tritt so in Einklang mit seinem Kollegen aus Bronze, der in der Postur des Denkers von Rodin festgehalten wurde und von Barry Flanagan auf einen vorsintflutlichen Computer gesetzt wurde (Larger Thinker on Computer, 2003). Das stellt gleich zu Anfang unsere Beziehung zu den Tieren in Frage, insbesondere in Bezug auf den Antispezismus, einer in den 1970er Jahren von Richard Ryder formulierten Theorie – welche von Peter Singer populär gemacht wurde – die findet, dass die Spezies, der ein Tier angehört, kein Kriterium dafür ist, wie es behandelt werden soll und welche moralische Achtung man ihm entgegenbringt. Während sie zahlreiche philosophische Themen anspricht ist diese Präsentation auch eine Einladung zum Träumen mit einem Flug der weißen Vögel (1964) die einen grauen Himmel von Gerhard Richter überziehen und an einen Matisse mitten im Spleen erinnern oder traumhafte Gemälde von Ray Smith, die in einen verführerischen „magischen Realismus“ getaucht sind.
Manchmal liegen die Entsprechungen auf der Hand: Ein bedrohlicher Bär amüsiert sich mit seinen von Christophe Meyer gemalten Kameraden. Anderswo werden große Themen angesprochen – Zoo, industrielle Aufzucht, Kuschel-Haustiere – aber immer mit Finesse. Beendet ein (unschuldiges) ausgestopftes Schuppentier den Rundgang nicht mit einem Augenzwinkern zum aktuellen Geschehen? Ein Insektenschwarm von Sigrid Nienstedt (kleinformatige Gemälde aus der Serie K2, 2000), beunruhigende Aquarelle von Francisco Toledo, eine riesige Komposition von Donna Stolz (Interwoven, 2003) – ein melancholisches Selbstportrait mit Bison – oder auch ein umgestürzter Elefant von Baselitz, der die Bilder umkehrt um die Welt richtig herum abzubilden: Die Tiere haben uns also wirklich viel zu sagen. Wie in Wir räumen auf (1990) einem ökologisch-surrealistischen Gemälde von Milan Kunc, in dem drei Damhirsche eine Atombombe in einer idyllischen Landschaft transportieren! Und schließlich lieben wir die Gegenüberstellung von affenähnlichen ausgestopften Tieren und einem von Peter Krieg gemalten Affen (1979), die den Grad der Evolution des Menschen in Frage stellt.
Im Musée Würth (Erstein), bis zum 7. September
musee-wurth.fr
Im Garten des Museums ist das Projekt Eumélanine ein langfristige künstlerische Suche, bei der Apolline Grivelet, die oft mit dem Lebenden arbeitet, eine originelle Hühnerrasse auf der Basis einer Kreuzung existierender Rassen gezüchtet hat (die sich unter den Blicken des Publikums vergnügt) – apolline-grivelet.com