Time after time

Photo de Luc Vleminckx

Mit Summerless erzählt der iranische Regisseur Amir Reza Koohestani ein zerstörtes Land, in dem die Frauen, wie überall, zuerst getroffen werden und Widerstand leisten.

Die Zufälle der Aktualität machen aus diesem Stück, dass das Festival von Avignon im Jahr 2018 erhellte, ein seltenes Zeugnis eines Lebens in einem Land, das von der ganzen Welt beobachtet wird. Mit seinem Talent für Metaphern, zurückhaltende Suggestion und beschauliche Bilder liefert Amir Reza Koohestani seit mehr als fünfzehn Jahren sensible Portraits der Widersprüche und Bewegungen, die die iranische Gesellschaft beschäftigen. Oft kommt die Suche nach Freiheit im Angesicht der islamischen Glasdecke zum Vorschein. Die Selbstzensur, die Machtspiele und die Angst, die zu Geheimnissen führen, beschädigen die Seelen und die Beziehungen bis ins Intimste. Der Regisseur schließt hier seine Trilogie ab, die er mit Timeloss und Hearing begonnen hatte. Summerless lässt uns drei Figuren begegnen: Einem Maler, einer Schulaufseherin und einer jungen Mutter. Die beiden ersten verkehrten eine Zeitlang miteinander. Aber der Wunsch von seiner Kunst zu leben, von jenem, dessen Gemälde sich leider nicht verkauften, war nicht kompatibel mit dem ihrigen ein Kind zu bekommen, bevor es zu spät ist. Die Aufseherin, die damit beauftragt wird, die Schule neu zu dekorieren, wendet sich an die einzige Person, die sie kennt, ihren ehemaligen Liebhaber, um die Slogans zu übermalen, die seit der Revolution die Wände bedecken. Der Maler nimmt sich Zeit, diskutiert jeden Tag mit einer Mutter, die auf dem Karussell der Kinder sitzend auf das Klingeln der Schulglocke wartet. Nach und nach entdeckt sie, dass es ihr Portrait ist, das an der Wand Form annimmt… Amir Reza Koohestani nähert sich der Einsamkeit der Figuren in einer Erzählung, die sich über neun Monate erstreckt. Die Politik verknotet sich darin mit dem Individuum, Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen die enttäuschten Hoffnungen und die möglichen Träume in drei Jahreszeiten, ohne Sommer, auf leichtem Gefälle, so nah wie möglich an den Wesen und ihrer Zerbrechlichkeit. Mit Fingerspitzengefühl enthüllt das Stück seine Überraschungen, bewegt sich geduldig vom Impliziten zur Offenbarung. Es liegt etwas von Asghar Farhadi in dieser Weise das Intime und das Universelle zu verbinden, die Stille zu nutzen und mit einer verinnerlichten Intensität zu spielen. Die Effekte zurückzuhalten um ihre Schlagkraft besser zu entfesseln.

Foto von Luc Vleminckx

Im Carreau (Forbach), am Donnerstag den 6. Februar (auf Persisch mit französischen und deutschen Übertiteln)
carreau-forbach.com

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