Tetralogie: Fortsetzung und Schluss im Theater Basel

Portrait de Benedikt von Peter par Christian Knörr

Der Ring ist die Angelegenheit einer (funktionsgestörten) Familie: Das ist die stimulierende Vision von Benedikt von Peter im Theater Basel. Fortsetzung und Schluss der Tetralogie mit Siegfried und Götterdämmerung.

Ich bin mit Bach und Wagner aufgewachsen, also sehr deutsch“ kündigt Benedikt von Peter mit einem Lächeln an. Und der Intendant des Theater Basels fährt fort, indem er eine „ambivalente Beziehung“ mit dem Komponisten von Parsifal evoziert, den er im Jahr 2010 hier inszenierte: „In seinen Opern gibt es ganz viele Ebenen, die man nehmen kann. Seine Werke sind auf geniale Weise gemacht. Leider! Ich finde, dass die Systemiken, die ihnen zugrunde liegen, einen gefährlichen Sog haben.“ Und er erinnert an das Ende der Tetralogie „ein Vorbild für Hitler im Bunker, eine martyrologische Konstruktion, um ewig zu werden.


Ein langer Tisch, an dem die gesamte Familie vereint ist, ein Haus, das auf seine elementare Struktur reduziert ist, ein Baum… Die Elemente des Bühnenbildes in diesem Ring erstrecken sich von einer Oper zu anderen, jedes Mal in einer anderen Konfiguration, wie bei einem riesigen Tetris. Unter der Bühne hüllt das Sinfonieorchester Basel das Publikum mit dieser Partitur aus Rausch und Laut ein, womit es eine erstaunliche zeitgenössische Version des „mythischen Abgrundes“ von Bayreuth kreiert, aber es den Zuschauern vor allem ermöglicht, so nah wie möglich an der Handlung zu sein: „Unser großer Kampf besteht darin, jede Szene wirklich zu inszenieren und zu zeigen, was da zwischen zwei Menschen passiert. Es ist wichtig den Menschen zu sehen, in seiner Nacktheit und potenziellen Verletzlichkeit, in diesem patriarchalischen System, das Wotan eingeführt hat.“ Nicht alles läuft in der Tat rund in dieser Familie, die Benedikt von Peter beschreibt: Sie ist durchdrungen von „der Schuld, die sich von Generation zu Generation weitergibt, anhand zahlreicher zerstörerischer Traumatisierungen und auch der Dinge, die nicht bewusst erlebt wurden, aber das ganze Leben bestimmen.“ Der Basler Tetralogie, die sich aus der Sicht von Brünnhilde entfaltet, liegt eine zutiefst literarische Konstruktion zugrunde, die die Lebensphasen der Walküre jeder Oper entsprechen lässt (Das Rheingold als ihre Kindheit, dann die Jugend, etc.). Indem er seine Schauspieler / Sänger mit Finesse dirigiert, präsentiert der Regisseur eine extrem theatralische und sorgfältig konstruierte Aufteilung: „Man liest und liest und liest, man versucht jedes Wort zu verstehen und dann diese Zusammenhänge zu sehen, die alle diese Sätze verbinden, die Figuren mit der größtmöglichen Exaktheit zu positionieren, zu sagen was passiert.“ Und die Quintessenz daraus zu ziehen, indem er sich auf das berühmte Werk von Peter Wapnewski, Der traurige Gott, bezieht, eine Biographie Wagners anhand seiner Helden. „Ich finde, dieser Gott ist gar nicht traurig, der ist ein Fanatiker, ein Wahnsinniger. Es gibt bestimmt eine Untergangsmelancholie, die sein Werk durchzieht, aber das hat nichts mit Traurigkeit zu tun.


Im Theater Basel, Siegfried am 8., 13., 18. und 24. Oktober und Götterdämmerung am 6., 10., 15., 20. und 26. Oktober

> Ein kompletter Ring-Zyklus ist für das Frühjahr 2025 vorgesehen, der es erlaubt die vier Opern zu sehen und komplett in das Universum Wagner einzutauchen (20.-25.05. & 04.-09.06.)


> Der Teil 2 von Der Yopougon-Ring (12.10.) untersucht die Tetralogie mit dem Maßstab des Postkolonialismus

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