Stetige Bewegung : das Tanzfestival Saar 2022
Alle zwei Jahre vereint das Tanzfestival Saar beiderseits der Grenze die kühnsten Choreographen der Gegenwart.
Alles beginnt mit einer Wiederaufnahme-Vorstellung, wie wir sie seit… zwei Jahren erwarten! Future World war mit der Uraufführung von Stijn Celis, Clara und Liedgut von Richard Siegal, eine der herausragenden Produktionen im März 2020. Körper, die mit gedruckten Stromkreisen überzogen sind, welche sich im Schwarzlicht reflektieren, für ein futuristischen Ballett, das auf die glänzenden Anzüge des Zweiten antwortet, für nicht weniger stilisierte Visionen eines neuen sinnlichen Bezugs zu unserer Hülle. Für diese vierte Auflage des Festivals fügt das Saarländische Staatsballett Whiteout des deutschen Choreographen Marco Goecke, hinzu, zu Musik von Bob Dylan. Das Aufeinandertreffen dieser drei wichtigen Kreativen führt ebenso zu typischen Gesten, wie zu einem Panel erneuerter Bewegungen, die den Tanz zu neuen Horizonten tragen.
Von nah und fern
Unter den eingeladenen Stücken, verpassen Sie nicht die Ode an die Andersartigkeit von Kader Attou (Les Autres), in der er ein weiteres Mal beweist, dass die Verschmelzung seines Hip-Hops mit zeitgenössischem Tanz schöne Entdeckungen verspricht. Ein weiterer Künstler aus Frankreich, Tarek Aït Meddour macht aus seinen acht Interpreten, die alle in weit fallende Kleider in gebrochenem Weiß gehüllt sind, einen Vogelschwarm im Himmel der Verweigerung der Welt. In Résister werden die Körper angespannt und suchen sich, ziehen sich an und versuchen sich zu bezähmen, in einer unwandelbaren Suche nach Freiheit und betörender Liebe. Diejenigen, die Experimente lieben, finden ihr Glück in Le Sacre du printemps, einem der wichtigsten Ballette des 20. Jahrhunderts, für das Roger Bernat die Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes dazu einlädt Akteure einer verspielten Performance zu werden. Mit Kopfhörern auf den Ohren führt er jeden durch die Umsetzung der Choreographie, die 1975 von Pina Bausch kreiert wurde. Ebenfalls aus Spanien kommen Guy Nader und Maria Campos, die eine Ode an die kontinuierliche Bewegung entwickeln. Set of Sets mischt die Geschmeidigkeit abgebrochener Gesten, delikate Tragefiguren in unendlicher Drehbewegung, Schatten, die sich auf den Wänden abzeichnen um ausgefeilte Rundtänze zu bilden, wie im Kerzenschein mit bizarren Wippen. Die Spiralen, die sich vor langen Regenbögen aus Stoff entfalten bestehen aus Trage-und Wurffiguren, die mit einfallsreichen Katapult-Konstrukten aus Armen, Schultern und Rücken realisiert werden. Die Virtuosität des Zirkus ist nie weit entfernt in diesem durch und durch poetischen Stück. Last but not least, Maura Morales, eine Choreographin, die entschlossen ist die Spontaneität und die Lebendigkeit in eine Epoche zurückzubringen, die Effizienz und Disziplin in den Mittelpunkt stellt. In Präludium der Kälte klammert man sich fest, verliert sein Herz aneinander, stößt sich mit der Leidenschaftlichkeit der Gefühle ab, trotz Körpern die von kalten Materialien bedeckt sind (Oberteile aus durchsichtigem Plastik und Talk auf den Gesichtern). Eine umwerfende Flexibilität, eine veränderte Körperlichkeit, abgehackt, seltsam, das Sensible trifft auf das Organische, das Leben erscheint in seiner reinen Eigenartigkeit, wie die Geburt von Hybridwesen auf der Suche nach Sinn und Andersartigkeit, die den ganzen Schmerz und die Mühe der Verwandlung erkennen lassen.
In der Salle des Fêtes (Forbach), im Kulturforum Illipse (Illingen), in der Alten Feuerwache und im Saarländischen Staatstheater (Saarbrücken) sowie im Theater am Ring (Saarlouis) vom 11. bis 19. März
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