Speedy Graphito stellt in L’Estampe aus
Eine Ausstellung und zahlreiche Siebdrucke: Speedy Graphito befragt die Kunstgeschichte in bunten Mosaiken.
Seit mehreren Jahren arbeitet die Galerie L’Estampe – die in diesem Jahr ihr 45. Jubiläum feiert – mit Speedy Graphito zusammen: „Érro hat ihn mir präsentiert und es hat sofort gepasst. Eine erste Wassergravur wurde realisiert, dann weitere“, erinnert sich Thierry Lacan, Gründer und Direktor der Straßburger Galerie. „Er ist als einer der französischen Pioniere der Street Art bekannt geworden, aber er ist auch ein Atelier-Maler, der es über alles liebt, sich mit der Kunstgeschichte zu konfrontieren, in einer kontinuierlichen Suche“, unterstreicht er. Aus dieser Begegnung ist eine Ausstellung entstanden, die Werke aus allen Epochen und einen Satz von sieben Siebdrucken vereint, die in einem Set mit dem Titel Mon Histoire de l’Art (Meine Kunstgeschichte) erscheinen. Olivier Rizzo – der bürgerliche Name unseres Mannes – liefert hier seine bunte und inspirierte Version von ikonischen Werken wie Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge von Vermeer, Das Frühstück im Grünen von Manet, Die junge Leserin von Fragonard oder auch Frauen am Strand von Gauguin. Nachdem er mehr und mehr die Straße verlässt, da er „alle Möglichkeiten ausgereizt hat“, malt Speedy Graphito Gemälde, in denen er sich oft mit seinen Vorgängern auseinandersetzt. „Ich habe mich mit so vielen Künstlern weiterentwickelt. Als ich klein war, reproduzierte ich Werke von Leonardo da Vinci, von Picasso… Sie sind die Mitglieder meiner Familie, wie Teile von mir. Symbolisch stelle ich mich in eine Kontinuitätslinie mit ihnen“, fasst der Schöpfer von Lapinture zusammen.
Das Ergebnis ist ein riesiger, strahlender Farbmix: Die Universen stoßen auf brüderliche Art und Weise aufeinander, in Mosaikbildern, in denen man Fragmente von Keith Haring, Teile von Roy Lichtenstein entdeckt, der schon Matisse zitierte – „Ich liebe diese Neuninterpretationen von Neuinterpretationen, die etwas wie Matroschka-Puppen erzeugen in einer stimulierenden Mise en Abyme“ – Himmelskrümel, die so charakteristisch für den späten Van Gogh sind oder auch konstitutive Elemente des warmen Bildvokabulars von Miró. Der Prozess ist klassisch. Hier nimmt er nichtsdestotrotz eine vielfarbige Dimension an, wechselt zwischen freier figürlicher Darstellung und Pop-Erinnerungen: In seinen Kunst-Puzzles vermischen sich die Bezüge zur Vergangenheit mit wiederholten geometrischen Motiven. Die Werke von Speedy Graphito sind voller Rätsel, die jeder für sich lösen muss.
In L’Estampe (Straßburg) bis 2. März
estampe.fr – speedygraphito.free.fr
> Die Siebdrucke zu Meine Kunstgeschichte, sowie das gesamte Set sind in der Galerie erhältlich