Songs for Gay Dogs von Cosima Von Bonin entfaltet sich im Mudam
Bambi, Daffy Duck und Konsorten: In Songs for Gay Dogs, stürzt Cosima von Bonin die Popikonen auf geniale Art von ihrem Sockel und lädt zu einer Rebellion gegen das System des Konsums ein.
Für Cosima von Bonin verkörpert Daffy Duck den hemmungslosen Ausdruck der menschlichen Unvollkommenheit, da er jähzornig, egoistisch, hinterlistig, feige, gierig usw. ist. Zahlreiche Avatare der Ente, die seit vielen Jahren durch ihr Werk spukt, sind in Luxemburg zu sehen: Eine Statue aus grauem Epoxidharz, die ihn wie einen verrückten Messias präsentiert (Church of Daffy, 2023) oder Textilwerke, die den Schwimmvogel in allen möglichen Positionen zeigen, wie in Duck. Black. III tempered. Analogue. Knows Nothing. Friend (2019), in dem er wütend, mit geballten Fäusten erscheint. Diese Figur der Looney Tunes ist eine von vielen aus der Galaxie der deutschen Künstlerin, in der man Bambi, Bart Simpson, zahlreiche ganz zarte Kuscheltiere und bizarre Fische findet, die Gitarre spielen. Was symbolisieren diese Helden aus Zeichentrickfilmen und rosa Stoffschweine, die bäuchlings zu schlafen scheinen, mit einem Sack voller Pailletten auf dem Rücken? Ihr Status ist ambivalent, da sie einerseits „uns dabei helfen die fürchterliche Komplexität des Lebens besser zu verstehen und auszuhalten, uns nicht ernst zu nehmen und diese Resilienz zu kultivieren, die wir sicher mehr als jemals zuvor benötigen“, erklärt die Direktorin des Mudam, Bettina Steinbrügge. Andererseits sind sie auch die Akteure eines brutalen Systems der Domination, in der die Kindheit der Vermarktung unterworfen ist und einer Gesellschaft der Freizeit, für die die Entfremdung der Massen die Garantie für einen grenzenlosen Profit ist. Die Präsentation der Ausstellung, die versucht die Galerien des Museums wie Abteilungen eines Supermarktes aussehen zu lassen, ver- stärkt dieses paradoxe Gefühl.
In den Aussagen von Cosima von Bonin liegt keine Leichtigkeit. Auch wenn ihre Vorgehensweise unbeschwert und von schrägem Humor geprägt ist, sind die Thematiken, die sie so behandelt als würde sie sie nicht berühren, essenziell, von der Beziehung des Individuums zur Arbeit bis zur Gesellschaft des Spektakels, über das kapitalistische Produktionssystem. Von der Elektromusik von Moritz von Oswald getragen, einem langjährigen Komplizen, ist der Rundgang eine Einladung dazu unsere Welt (neu) zu denken. Die Raketen – ein weiteres wiederkehrendes Motiv ihres Korpus – tragen Titel mit Variationen des Begriffs Loser, illustrieren somit ihre kritische Sicht auf die Militarisierung, die insbesondere die Entstehung des Sy- stems erlaubt hat, das sie denunziert. Im Laufe der Säle hat man das Gefühl, dass die Künstlerin zu einem (passiven) Widerstand einlädt, indem sie eine Rückeroberung des Müßiggangs anpreist, der der Seelenruhe nahekommt. Und man sagt sich, dass die liegenden Schweine, die wir erwähnten, schlussendlich nichts anderes sind als rebels with a cause.
Im Mudam (Luxemburg) bis zum 2. März
mudam.com