Sílvia Pérez Cruz und ihr siebtes Album mit vielerlei Einflüssen

Photo de Alex Rademakers

Die Katalanin Sílvia Pérez Cruz liefert ein siebtes leidenschaftliches Soloalbum, das Jazz, Folk und Flamenco zu lateinamerikanischen Rhythmen und Elektromusik mischt. 

Das vor zwei Jahren erschienene Toda la vida, un día von Sílvia Pérez Cruz ist das Ergebnis einer langen Überlegung, die im Lockdown entstanden ist. Es handelt sich nicht um einen falschen Sprachgebrauch: Mit 21 Titeln und nicht weniger als 90 Musi- kern, die um die spanische Sängerin und Multiinstrumentalistin versammelt sind, verbindet dieses Werk auf geschickte Weise Gitarre, Geigen, Kontrabässe und Violoncelli mit Synthesizern und Auto-Tune. Die Künstlerin, die die ewigen Themen des Lebens und des Todes erkundet, strukturiert ihre Platte mit fünf Bewegungen, die jeweils eine Etappe der menschlichen Existenz darstellen: Kindheit, Jugend, Reife, Alter und Wiedergeburt. In der ersten bewegen sich vier fröhliche und positive Titel entlang akustischer Rhythmen, die mal wiegend – Planetes i Orenetes – oder orchestral sind – La Flor. Zart und elegant geht die kristallklare Stimme der jungen Frau vom Französischen ins Kastilische über, mit einer erstaunlichen Flüssigkeit, ohne die zahlreichen Ausflüge ins Katalanische zu vergessen. So thematisiert sie ausführlich die Thematik der Geburt und der ersten Jahre, erwähnt Kinder, die „angsterfüllt auf der Suche nach einer familiären Blume sind, in der sie Deckung suchen können“ (ll no vol que el món s’acabi). 

Experimentaler nutzt der zweite Teil Echos und Nachhall um das Aufwachsen zu thematisieren, lädt, in Sucio, dazu ein „alzar la vista Al misterio abismal de las estrellas“ („die Augen auf das enorme Mysterium der Sterne zu richten“). Die mit dem Computer bearbeitete Stimme ist übrigens gut wiedererkennbar… vielleicht gerade um darin die Metapher des Stimmbruchs, zwischen Kindheit und Jugend zu erkennen? Das Saxophon lädt sich auf Sin ein, unterstreicht die belegte und betörende Stimme der Interpretin. Drei Stücke stellen die dritte Bewegung dar, jedes im Duo performt, wie um diesen Moment des Lebens zu übersetzen, an dem sich die Paare bilden und trennen. In Zusammenarbeit mit Natalia Lafourcade, offenbart sich Sílvia Pérez Cruz so zu einer unvermeid- lichen Trennung in Mi última canción triste : „Mi última canción triste que aho- ra nace del despiste queriendo volver a verte / Sin duda querido amigo el dolor que tanto inspira me sacude […] / Que no somos de juguete y si no lo entiendes vete“ (Mein letztes trauriges Lied, das jetzt aus der Unbesonnenheit entsteht dich wiedersehen zu wollen / Zweifels- ohne, lieber Freund, schüttelt mich der Schmerz, der so sehr inspiriert […] / Wir sind keine Spielzeuge und wenn Du das nicht verstehts, dann verschwinde“). Die beiden letzten Kapitel gehen ihrerseits von einer langsamen und ergreifenden Stimmung zu einer mitreißenden Harmonie über, zwischen fröhlichem Kinderlachen (21 de primavera) und einem verführerischen Chor aus 34 Personen, getragen von einem Streicherensemble (Món). 


Im Théâtre La Coupole (Saint-Louis, in Kooperation mit La Filature) am Mittwoch den 23. April
lacoupole.frlafilature.org 

Erschienen bei Sony Music Entertainment
sonymusic.fr 

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