Schaulager: Out of the box
Um sein 20. Jubiläum zu feiern, präsentiert das Schaulager Out of the box, mit Werken von 25 großen zeitgenössischen Künstlern.
Ein Titel wie eine Zusammenfassung des Programms des Schaulagers seit seiner Gründung: Die Werke der Emanuel Hoffmann-Stiftung aufzubewahren und zu zeigen. Die Ausstellung Out oft he box erinnert an ein Dorf aus Boxen, die jeweils hinsichtlich ihres Volumens und ihrer Akustik für ein Werk maßgeschneidert sind und dazu einladen Stücke zu entdecken, deren Zeit und Raum das Substrat bilden. Man denke an Ravel Ravel Interval (2017) von Anri Sala: In einem in Dunkelheit getauchten Saal sind zwei riesige Leinwände installiert. Auf jedem die Finger eines Pianisten in Großaufnahme, die gleichzeitig das berühmte Concerto pour la main gauche spielen. Das Spiel der visuellen Transparenzen verbindet sich mit dem Übereinanderlegen der Klänge aus Variationen von Tempus und Intensität, um einen hypnotisierenden Soundtrack zu bilden, der zwischen Harmonie und Dissonanz hin und her schwankt. Ein weiterer Höhepunkt des Rundgangs sind zwei Werke von David Claerbout, die beim Besucher einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Wildfire, (Meditation on fire) ist eine 3D-Animation auf der Basis digitaler Bilder, die einen Wald zeigen. Ein idyllischer Ort, der schnell zum Opfer der Flammen wird, bevor dieser riesige Waldbrand erneut zu einem Paradies aus Bäumen wird. Eine Illustration mit ohrenbetäubender Stille, der Ambivalenz des Feuers als Objekt der Faszination und Element des Todes, die den Besucher mit den Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert. Mysteriöser sind seine Nightscape Lightboxes (2003), Ausflüge an die Grenzen der Photographie, in Landschaften à la David Lynch, in denen die Schönheit jene der Angst und des Fremdartigen ist. Die Dunkelheit spielt mit dem Licht der Schweinwerfer, das nach und nach erscheint, sobald sich die Netzhaut an das Schwarz gewöhnt hat, in angsteinflößenden Landschaftsbildern, die auch Tatorte sein könnten.
Im Laufe der Räume trifft man auch auf mehrere Werke von Klara Lidén, die den Platz des Körpers im Raum untersucht, insbesondere mit dem sehr poetischen Closer Now (2022), aber auch Bildhauer, die die Stammgäste der Institution gut kennen, wie Monika Sosnowska (mit ihrem verbeulten Würfel, einer Metapher für die schöpferische Zerstörung) oder Dieter Roth. Seine Solo Szenen (1997/1998) – 128 Fernseher mit ihren VHS-Videorekordern die den Alltag des Künstlers ausstrahlen – ein Vorgeschmack auf das Reality-TV. Man sieht ihn beim Lesen, Schlafen, Duschen… in einem mit Bildschirmen gesättigten Dispositiv, das an ein Lo-Fi-Überwachungssystem erinnert. Und schließlich ist es unmöglich die Karton-Städte von Jean-Frédéric Schnyder nicht zu erwähnen: Beängstigende Siedlungen aus geklonten Häusern, Verschachtelungen von Kirchen oder auch riesige Wolkenkratzer. Ohne jeglichen Abfall zu erzeugen, nutzt er Bananenkisten zu 100% um riesige Installationen zu kreieren, die die Arte povera berühren.
Im Schaulager (Münchenstein/Basel) bis 19. November
schaulager.org