Poesie und Geopolitik stehen auf dem Programm des Passages Transfestival 2024
Das Passages Transfestival in Metz entfaltet eine Insel-Ausgabe mit dem Titel Archipelago, gleichzeitig interdisziplinär und geo-poetisch-politisch.
Fern der einsamen Inseln in fernen Breitengraden lädt das internationale Performance-Ereignis, dass das Passages Transfestival darstellt, in diesen Jahr ein Archipel von Künstlern ein. Metz wird zum Konvergenzpunkt von Ästhetiken, Engagements und markanten Entdeckungen mit einem starken Schweizer Akzent. Der Schweizer François Grémaud liefert so eine erzählte Version des Meisterwerks Giselle… (10.05., Opéra-Théâtre), in der Gelehrsamkeit auf Freude trifft. Samantha van Wissen lässt ihre Sensibilität in den nackten Raum der Bühne eindringen um, nur in unseren Köpfen, dieses romantische Ballett entstehen zu lassen, dessen Musik live von vier Musikern interpretiert wird. Sie entwirrt auf subtile Weise, was Gesten und Sinn schafft, kreiert eine Welt ausgehen von nichts, beherrscht die Kunst das zu benennen, was auf den Kopf stellt und aktiviert in einer Radikalität der Mittellosigkeit. Ein dreifacher Performance-Rundgang (12.05., Centre Pompidou-Metz) erwartet die Neugierigen insbesondere mit La Peau entre les doigts in dem Catol Teixeira inmitten des Publikums tanzt und improvisiert, wobei sie versucht ihre nicht-binäre Identität in einer Überlegung zur Grenze und der Intimität in eine Choreographie zu verwandeln. Der aus Mayotte stammende Aliféyini Mohamed Lil’C seinerseits liefert ein starkes Solo: In Shido (25.05., QG Saint-Pierre-aux-Nonnains und 21.05., Manège de Reims) erkundet er vom Rande aus die Wahrnehmung des Körpers und der Welt durch seinen autistischen Bruder. Von der Trance zur Erstarrung übergehend, kommen andere Realitäten zum Vorschein, ausgehend von körperlichen Klangvibrationen. Sein Versuch sich mit den verschiedenen Raum-Zeit-Realitäten der Welt zu verbinden, geht über die Fortbewegung seines Körpers im instabilen Gleichgewicht auf Kieselsteinen.
Verpassen Sie nicht das Duo Tropique du Képone (19.05., QG Salle du Gouverneur), eine getanzte Performance voller radikalem Afro-Futurismus. Marlène Myrtil und Myriam Soulanges nehmen sich des Chlordecon-Skandals an, ein krebserregendes Insektenbekämpfungsmittel mit dramatischen Konsequenzen auf den Antillen. In keplonblauem Licht… oder barbarisch blau getaucht, erfinden sie eine Fiktion, die Archive, Erzählungen und engagierte Parolen vermischt. Sie tanzen die Zerstörung und die Empörung in einer Einladung zur Revolte, zur Ausflucht und Flucht, zur Mutation der Kämpfe und des Bewusstseins. Diese Reise ins Zentrum des Bösen findet ihr Echo voller genialer Überdimensionalität bei Marlene Monteiro Freitas, die Mal – Ivresse divine (16.05., Arsenal) präsentiert. Mit ihrer überbordenden Energie und ihrer virtuosen Körperlichkeit taucht die Kapverdierin ihre neun Interpreten in das Chaos und die bürokratische Gewalt ein, die dem Brazil von Terry Gilliam würdig ist. Gepeinigte Seelen und groteske Ausraster, bilden das kollektive Bild einer Menschheit, die vor Schmerz das Gesicht verzieht, die unter den Anordnungen der Moral, der Religion und der Politik außer Kontrolle gerät. Der einzige Ausweg aus der Talsohle dieser entgleisenden Diktatur sind die individuelle Halluzination, das Absurde und die überbordende Energie… pausenlos!
Dans divers lieux de Metz et de Thionville du 10 au 26 mai
passages-transfestival.fr