Petite Noir singt MotherFather

Petite Noir © Lucie Rox

Als Prophet der „Noirwave“ und Sänger des Neuanfangs der afrikanischen Kultur ist Petite Noir mit einem überwältigenden zweiten Album mit dem Titel MotherFather zurück.

Sein Vater ist Kongolese, seine Mutter Angolanerin. Er selbst ist in Belgien geboren, aber wuchs in Südafrika auf, wo man zuhause Französisch sprach. Heute in London installiert, ist jener, der mit richtigem Namen Yannick Ilunga heißt, 32 Jahre alt und Architekt eines faszinierenden Musikgenres, oder eher einer neuen künstlerischen Vorgehensweise, die mit einer fast politischen Bewegung einhergeht: Die „Noirwave“, die er seit seinem ersten Solo-Werk La Vie est belle / Life Is Beautiful (2015) verteidigt. Er, der die Negritude als grenzenlosen Kreativraum einfordert, schöpft seine Energie aus der fragmentierten Identität der afrikanischen Diaspora. „Die ganze Welt ist mein Zuhause“, wiederholt der Nomaden-Künstler häufig, der seine Jugend in Cape Town verbrachte, in einem Land, in dem die Tatsache schwarz und vor allem Einwanderer zu sein, manchmal das Leben kosten kann. Zwischen New Wave, Trip-Hop, Post-Punk, Elektro und Kizomba, entwirft der Autor und Komponist Stücke wie „Klang-Sandwichs“, in denen sich alle seine Kulturen mischen und in der die Spiritualität und das altüberlieferte Wissen des schwarzen Kontinents neu integriert werden um die zukünftigen Möglichkeiten zu skizzieren. Seinen Bühnennamen hat das 1,82 Meter große Mannsbild als eine Anspielung auf seine Position als Letztgeborener und als Symbol für seine Ablehnung jeglicher Zuweisung – von Rasse, Nationalität oder Geschlecht – gewählt. „Petite“ in weiblicher Schreibweise, „Noir“ in männlicher, um auszudrücken, dass er auch hier eine Mischung ist.

Petite Noir © Lucie Rox
Petite Noir © Lucie Rox

Indem sie alle Dualismen überwindet, verfolgt MotherFather, seine zweite echte CD (neben EPs und Mini-Alben), erneut sein Ziel der Bewusstseins-Erweckung (sozial, spirituell, politisch), die diesem Sohn eines kongolesischen Oppositionspolitikers so wichtig ist. „Everything falls for a reason […] No more lies, no illusions / It’s such a simple thing / They don’t want us to be equal, equal“ (“Alles fällt aus einem Grund heraus […] Keine Lügen, keine Illusionen mehr / Eine so einfache Sache / Sie wollen nicht, das wir gleich, gleich sind“), singt er auf dem exzellenten Simple Things, das auch das Instrument und die Stimme des so coolen Jazz-Trompeters aus Florida, Theo Crocker, offenbart. Ein weiteres Featuring findet man auf dem verführerischen Blurry für das der Star des sambischen Raps The Great (von keinem Geringeren als Kendrick Lambar zum Ritter geschlagen!) für eine Strophe seine Stimme leiht. Von 777 bis Numbers, über Finding Paradise, die zehn Stücke seiner Trackliste wechseln zwischen Sanftheit und Abrieb, wodurch sie ein fesselndes Werk komponieren, inspiriert von der Geschichte von Yannick Ilunga, zwischen düsteren Perioden und einer möglichen Wiederauferstehung. Epigraph oder Motto, ein Zitat von Petite Noir selbst begleitet den Titel auf dem Umschlag des Albums „The darkness is comforting sometimes“ („Manchmal ist die Finsternis tröstlich“). Man könnte darin fast einen Aphorismus von Nietzsche sehen.


In La Cartonnerie (Reims) am Donnerstag den 13. April

cartonnerie.fr

Petite Noir : MotherFather
Erschienen bei Roya
roya.world
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