Paper Life: Eintauchen in die Welt von Chris Ware

Chris Ware © Cartoonmuseum Basel

Im Cartoonmuseum Basel taucht Paper Life ins Universum des amerikanischen Autors Chris Ware ein, der die neunte Kunst revolutioniert hat.

Redselig schildet Chris Ware seine zahlreichen Einflüsse, von der Ligne claire – Hergé, aber auch Ever Meulen und Joost Swarte – bis Robert Crum und George Herriman, dem Schöpfer von Krazy Kat. Über den großen Vorfahren Rodolphe Töpffer sagt er: „Seine Zeichnungen werden durch den Text lebendig. Der Puls der Existenz wird dadurch greifbar. Als weltweit erster hat er in den 1820er Jahren einen Comic gezeichnet. Es geht darum eine Aneinanderreihung von Bildern zu lesen und sie nicht nur zu betrachten.“ Eine schöne Definition, die wie die Faust aufs Auge zur Arbeit von jenem passt, der 2021 den Grand prix de la ville d’Angoulême gewonnen hat, von dem Originalzeichnungen – mit detaillierten und ausgeklügelten Panels, aber auch Illustrationen, die auf der Titelseite des New Yorker veröffentlicht wurden – und Puppen oder Modelle ausgestellt werden, die ihm als Inspirationsquelle dienen um einen komplexen narrativen Rahmen zu erfinden. Der Besucher taucht so in Jimmy Corrigan, the Smartest Kid on Earth ein, das zweifelsohne sein Meisterwerk ist. In diesem Wälzer konzentrieren sich zahlreiche Themen, die seinen Korpus durchziehen, von der Beziehung zu seiner eigenen Familiengeschichte zu einer Überlegung zu Zeit und Vergänglichkeit. Und wenn man ihn mit Marcel Proust vergleicht, lächelt er und kommentiert trocken: „Er hält das Gefühl des Versuchs fest, ein Gefühl festzuhalten. Man vergisst übrigens zu oft, dass er ein Schriftsteller voller Humor ist. Und je mehr Die Suche… sich fortsetzt, umso lustiger, ja fast burlesker, wird es.


Er wird wieder ernster und beschreibt seine Beziehung zur Vergangenheit: „Wir haben alle ein begrabenes Kind, das in uns lebt. Jeder kommt zu ihm zurück. Sie können das Melancholie oder Nostalgie nenne, ich nenne es einfach das Leben. Ich denke immer an meine Familie, an meine Großmutter, die mich ermunterte zu zeichnen, wenn sie mir von ihrer Jugend erzählte. Ich liebte es zurückzublicken und mit ihr durch die Geschichte zu reisen. An ihrer Seite fühlte ich mich intensiver als ich selbst, als wenn ich allein war. Das ist die Definition von Liebe“, beendet nachdenklich jener, der eine seiner ersten Serien Quimby the Mouse erfand, „weil es unmöglich war, direkt über ihren Tod zu sprechen.“ Eines der Elemente eines kaleidoskopischen Ausstellungsrundgangs, der mit großer Sorgfalt aufgebaut ist und es erlaubt, die vielfältigen Aspekte des unermüdlichen Experimentators zu begreifen, der Chris Ware ist: Der Stellenwert des „Buch-Objekts“, Überlegungen zur Erzählung und Leidenschaft für Architektur – die sich im unklassifizierbaren Building Stories ausdrückt – oder auch seine Liebe zum Ragtime, denn natürlich „spielen die Leser den Comic in ihrem Kopf ab, wie eine Musikpartitur“.

Paper Life von Chris Ware : Building Stories - Winter, 2012
Paper Life von Chris Ware : Building StoriesWinter, 2012

Im Cartoonmuseum (Basel) bis 29. Oktober
cartoonmuseum.ch

> Sonntagsführungen am 10.09. & 22.10. (14 Uhr)

> Kuratorinnen-Führung am 24.09. & 29.10., (14 Uhr)

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