Paint It Black : Mise en plis von Haleh Zahedi in Oberkirch
Die Zeichnungen von Haleh Zahedi, die sich in einem prächtigen Spiel zwischen Schwarz und Weiß entfalten, komponieren eine schöne Mise en plis in Oberkirch.
Diese vom Maler Rainer Braxmaier kuratierte Ausstellung – von dem ebenfalls zwei Gemälde, sowie ein riesiges Werk gezeigt werden, das im öffentlichen Raum installiert ist und gemeinsam mit der eingeladenen Künstlerin kreiert wurde – ist Teil der Reihe Eins plus, die Brücken zwischen den beiden Rheinufern schlägt. Sie erlaubt es, in das Universum von Haleh Zahedi einzutauchen: Für die, die aus Teheran stammt, aber in Straßburg lebt, „ist die Zeichenkohle eine Obsession geworden. Sie erlaubt es, mit den Schwarztönen zu spielen, ihre Dichte anzupassen“, fasst sie zusammen. Die Technik, die seit Jahren die ihrige ist, stand lange im Dienste einer Kunst mit erzählerischem Wesen: Melancholische Eulen, auf der Lauer liegende Ratten oder auch Hahnekämpfe mit nicht fingierter Gewalt… Seit einigen Jahren tendieren sie dazu, sich in abstrakte Spiralen zu verwandeln, wie eine Tuschezeichnung auf Papier von 2015, die eher an die Geheimnisse eines Rorschachtests als an den brudermörderischen Kampf zwischen zwei Vögeln erinnert. Man hat das Gefühl, das diese Verschiebung ihren – sicherlich provisorischen – Höhepunkt mit den großformatigen Zeichnungen erreicht, die in Mise en plis (Wasserwelle) versammelt sind: „Ich glaube, dass ich vorher Geschichten erzählte. Auf jeden Fall hatte ich den Eindruck in meinen Zeichnungen zu viel zu sprechen“, erklärt die Künstlerin, die nun bezaubernde schwarz-weiße Rätsel präsentiert, ganz aus Schatten und Licht, deren tiefe Kraft auf paradoxe Weise aus den grauen Zwischentönen stammt.
Manchmal kommen die Formen noch zum Vorschein. In den rußigen Linien von Sombrer (Untergehen, 2020), das eine starke Melancholie durchzieht, scheint sich eine menschliche Mähne abzuzeichnen, während die surrealistischen Akzente von Chevelure folle (Unbändige Haare 2019) – mit ihren Händen, fast flehend, die sich im Zentrum beklemmender Flechtwerke abheben – an die Silhouette eines Hahns erinnern. Schnabel, Auge und Hahnenkamm. Aber ist man sich sicher dies zu sehen? Was hingegen sicher ist, ist die Tatsache, dass die rätselhaften Kompositionen von Haleh Zahedi verdammt lebendig sind. Das dialektische Spiel zwischen Undurchsichtigkeit und Transparenz, das sie durchzieht ist oft beunruhigend: Wenn die organischen Formen von Arrachement (Herausreißen, 2019) mit starken sexuellen Konnotationen einem Gemälde von Francis Bacon in schwarz zu entspringen scheinen, ist eine Griffe (Kralle, Pastell von 2021) klar bedrohlich. Aber hier ist alles nur Metapher. Das Schattentheater, das wir durchstreifen, ist in der Tat jenes der Psyche: Als Traum-Reise ins Unterbewusstsein – ebenso unser eigenes wie jenes der Künstlerin – ist diese Ausstellung eine Einladung zur Selbstbeobachtung.
In der Städtischen Galerie im Alten Rathaus (Oberkirch) vom 10. April bis 5. Juni
oberkirch.de
halehzahedi.com
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galerierobetdantec.com