Noé Soulier fordert den Blick in Close Up heraus
Close Up, Choreographie für sechs Tänzer von Noé Soulier, fordert den Blick heraus, zu Musik von Bach, mit einer Mischung von Tanz und Video.
Mit seinem neuen Stück, das beim Festival d’Avignon 2024 uraufgeführt wurde, nimmt Noé Soulier, Direktor des Centre national de danse contemporaine in Angers, weiterhin, anhand verschiedener Medien, die Bewegung in ihrer Tiefe auseinander. Seit 2010 analysiert der Choreograph in der Tat eine ganze Palette von Gesten, von Schlägen bis zu Ausweichmanövern über die Beschleunigung des Körpers und seine Projektionstechniken. Auf der Bühne trägt das Ensemble il Convito, das das Barock-Repertoire mit historischen Instrumenten durchstreift, eine musikalische Dimension zu dieser Recherche bei, interpretiert live Auszüge aus Die Kunst der Fuge und der Sonata Nr. 2 für Violine solo von Johann-Sebastian Bach. Die Tänzer bewegen sich in ei- nem intimen Halbdunkel, was sofort unsere Neugierde weckt. Eine erste Tänzerin stürmt herein, mit einer einfachen Jeans und einem schwarzen Top bekleidet. Schnell kommt eine Zweite hinzu, sie führen halbkreisförmige Beinbewegungen und Rollen auf dem Boden aus, perfekt desynchronisiert. Eine Dritte und ein Vierter tauchen auf, verjagen sofort eine der Akrobatinnen von der Bühne. Von nun an koordiniert ein erstes Duo seine Posen: Fußtritte, schneidende Armbewegungen, Saut de Basque und Radschlag gehen einen millimetergenauen Dialog ein. Der dritte Künstler, der zum Solisten geworden ist, bewegt sich seinerseits auf freie Weise fort, detailliert langsamere Bewegungen, langgestreckt und mit dem Boden verankert. Schlussendlich trennt sich das Paar. Eines der Mitglieder wird sofort von einem neuen Kameraden ersetzt… und das Wechselspiel setzt sich fort, wie eine Leier, die unsere Aufmerksamkeit herausfordert und unsere Fähigkeit dem Ganzen zu folgen, bis die sechs endlich vereint sind, bevor sie in Dunkelheit getaucht werden.
Der zweite Teil der Aufführung kann beginnen. Von der Verarbeitung der Choreographie anhand von Videoaufnahmen neugierig gemacht, integriert Noé Soulier nun eine Stativ- Kamera im Hintergrund der Bühne. Indem sie eine gänzlich weiße Fläche filmt, die in Echtzeit auf eine riesige Leinwand projiziert wird, erschafft sie eine kuriose vielfache Bühne. Während sie sich vor dunklen Gitterstäben bewegt, die an die Aufteilung der Kompositionen von Mondrian denken lassen, an Industriedesign oder an eine japanische Dekoration, wirft sich eine Interpretin vor die Linse. Das übliche Hin und Her von Individuen ist schnell zurück. Zwischen Zooms auf die Gesichter und Hüften oder realistischer Wahrnehmung der Personen muss sich der Blick pausenlos an die verschiedenen Vorschläge anpassen. Die Saiteninstrumente, die immer noch die kontrapunktischen Werke des deutschen Komponisten spielen, begleiten so das langsame, sinnliche und etwas bizarre Ineinanderschlingen zweier Körper, gespickt von zarten Tragefiguren, die die Perfektion der Vereinigung feiern
Im Theater Freiburg (Freiburg im Breisgau) am Samstag den 7. Dezember und in l‘Arsenal (Metz) am Donnerstag den 27. März 2025
theater.freiburg.de – citemusicale-metz.fr