Nike lädt sich ins Vitra Design Museum ein
Als erste Museumsausstellung, die der Marke gewidmet ist, ist Nike: Form Follows Motion ein faszinierendes Eintauchen ins Universum des Swoosh im Vitra Design Museum.
Einige Stunden vor der Vernissage ist Glenn Adamson damit beschäftigt die letzten Details der Hängung zu regeln. Während er die Säle durchstreift, vertraut uns der Kurator der Ausstellung an, dass er „einen kompletten Zugang zum DNA [Department of Nike Archives, Anm.d. Red.] hatte, was noch niemals zuvor möglich war, in dem rund 250 000 Stücke gesammelt wurden“, die das Epos einer Marke erzählen, welche ihren Namen der griechischen Siegesgöttin verdankt. Als Weltkonzern dessen jährlicher Umsatz die 50 Milliarden Dollar übersteigt, ist Nike auch repräsentativ „für eine Kultur des progressiven Designs, dessen Umsetzungen einen Einfluss auf die Gesellschaft hatten und weiterhin haben“. In vier chronologische Teile gegliedert, beginnt der Rundgang mit Track, einer Reise zu den Ursprüngen, als das Unternehmen noch Blue Ribbon Sports heißt (im Jahr 1964 gegründet wird es in den Siebzigern zu Nike). Man entdeckt hier die Entstehung des ikonischen Logos, das von Carolyn David- son kreiert wurde und an die Flügel der Göttin erinnert, den Swoosh, und seine ursprüngliche Verwendung: Ein T-Shirt, das für die Spiele von Montréal im Jahr 1976 hergestellt wurde, zeigt acht von ihnen, die wie Blütenblätter angeordnet sind. Es entfalten sich auch die ersten Innovationen, wie das Modell Waffle, das entstand als Bill Bowerman, einer der Gründer (mit Phil Knight) sein Frühstück zu sich nahm: Auf der Suche nach besserer Haftung auf der synthetischen Oberfläche der Pisten in der Leichtathletik, denkt er daran ein Waffeleisen zu benutzen. Indem er flüssigen Urethan-Kautschuk in das Gerät gießt, kreiert er die Sohle des ersten Running-Schuhs von Nike!
Sprung in die 1980er Jahre, den zweiten Teil mit Air (was an den Stellenwert des revolutionären Dispositivs zur Schockdämpfung erinnert, der erstmals im Air Max von 1987 benutzt wurde), der sich auf die Kooperation mit Athleten wie Michael Jordan oder André Agassi konzentriert, was zeigt, dass sich die Marke, die bis jetzt dem Laufsport zugeordnet wurde, sich von nun an für alle Sportarten interessiert und zu einem Teil der Pop-Kultur geworden ist. Nach Sensation – das sich dem Streben nach Nachhaltigkeit widmet, ins- besondere anhand des Nike Sport Research Lab, aus dem der Nike Free stammt, der den Eindruck vermittelt barfuß zu laufen – erinnert Relation an einen riesigen Showroom. Hier sind rund fünfzig ikonische Kooperationen aufgereiht, die in einen Dialog mit den gesellschaftlichen Entwicklungen – in den Bereichen der Diversität oder der Inklusion –, und den aktuellsten Modetrends treten. Man ist verblüfft von einem Air Force 1, nüchtern und rot, dem der Hip-Hop-Aktivist Bobbito Garcia (2007) eine persönliche Note verliehen hat, ebenso wie von der Verwandlung desselben Modells in einen Stiefel (2014), entworfen von Riccardo Tisci, als dieser künstlerischer Direktor von Givenchy ist oder auch dem Cortez, einer (ultra) hohen Plateausohle von Comme des Garçons (2018), der japanischen Avantgarde-Modemarke.
Im Vitra Design Museum (Weil am Rhein) bis zum 4. Mai 2025
design-museum.de