Nicolas Party verzaubert mit When Tomorrow Comes

© Juliana Sohn et Nikolay Kazakov

Mit riesigen Pastellkreidebildern und winzigen Ölgemälden erzeugt Nicolas Party in When Tomorrow Comes kraftvolle bildliche Verzauberungen.

Ein Baum von fast zehn Metern Höhe erhebt sich auf luftige Weise im Museum Frieder Burda: Tree (2023) wirkt wie ein Manifest für diese monographische Ausstellung, die Nicolas Party gewidmet ist, dem Schweizer Star der zeitgenössischen Malerei, der in New York wohnt. Diese Pastellarbeit, die vor Ort realisiert wurde, wird nach dem Ende der Ausstellung verschwinden, entfaltet sich mit überraschenden, feinen Farbnuancen und lädt zur längeren Betrachtung ein. „Oft ist es schwierig die Epoche meiner Bilder zu definieren. Sind sie ein Spiegel des Planeten vor der Ankunft des Menschen? Oder nach seinem Verschwinden?“, fragt der vierzigjährige Künstler lächelnd. Und dieses Wandgemälde ist nicht das Einzige in den Räumen des Museums. Im Saal, der den Rundgang eröffnet, entdeckt man auch einen riesigen Wasserfall, und vor allem Red Forest (2023), ein hypnotisierendes Flammenmeer von zehn auf sechs Metern, das daran erinnert, dass unser Planet – im wahrsten Sinne des Wortes – brennt. Neben diesen riesigen Landschaften hängt ein Ölgemälde auf Kupfer – eine Praktik, die im 17. Jahrhundert in Mode war, da sie Transparenzen und Detailgenauigkeit erlaubte – das auf einer Fläche von wenigen Quadratzentimetern ein Neugeborenes (Baby, 2023) darstellt. Zweifelsohne weist es auf die Zerbrechlichkeit des Menschen im Angesicht der Natur hin. 


Im Laufe von When Tomorrow Comes – dessen Titel ein Lied von Eurythmics wiederaufnimmt – entdeckt man, direkt an den Wänden, zahlreiche Pastell-Ausblicke ohne jegliche Präsenz. Wie Moutains (2023), ein bläuliches und übernatürliches Panorama imaginärer Alpen, von siebzehn Metern Länge, das an Gemälde von Ferdinand Hodler oder Giovanni Segantini erinnert: „Ich werde von dieser Kultur der Schweizer Landschaften vom Ende des 19. Jahrhunderts beeinflusst“, erklärt Nicolas Party. Man denke auch an Ruins (2023), eine zerstörte Stadt in traumhaften Grautönen, die Mariupol oder Gaza sein könnte und Green Cave (2023), eine Grotte in elegantem Grün. In einem permanenten Spiel mit den Maßstäben, treten winzige Ölgemälde auf Kupfer in einen Dialog mit monumentalen Kompositionen: Dinosaurier, die mit extremer Sorgfalt auf einer Metallplatte von fünfzehn auf elf Zentimetern abgebildet sind, Portraits, die an kleine Reise-Altare erinnern oder auch Felsformationen, die zwischen metaphysischer Landschaft und psychedelischer Malerei hin und her schwanken. Mit seinen Bildern wechselt Nicolas Party ohne Unterlass von angsterfüllten Visionen zu friedenstiftenden Abschweifungen. Dieser Zwischenbereich von starker Poesie lässt eine intensive Faszination für diese Kompositionen entstehen, die fruchtbare Dialoge entspinnen. 


Im Museum Frieder Burda (Baden-Baden) bis zum 18. Februar 2024  
museum-frieder-burda.de 

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