Renoir, Bonnard & Vallotton aus der Sammlung Richard Bühler
Modernité – Renoir, Bonnard, Vallotton erzählt vom Enthusiasmus Richard Bühlers für die französische Malerei Anfang des 20. Jahrhunderts.
Sein Name sagt Ihnen wahrscheinlich nichts aber man verdankt den sensationellen Eintritt Winterthurs auf die Karte der Städte, die für die post-impressionistische Avantgardemalerei zählen dem Schweizer Sammler Richard Bühler (1879-1967). Die Ausstellung, eine Hommage an die Kühnheit seines Geschmacks, fokussiert sich auf seine grenzenlose Faszination für die Künstlergruppe Nabis, inbesondere Félix Vallotton, Pierre Bonnard und Édouard Vuillard, „bis zur Ekstase begeisterte“ Maler, wie es die Gruppe formulierte. Ohne die Fauvisten Albert Marquet und Henri Manguin zu vergessen. Es sind dennoch zwei der berühmtesten Schweizer Repräsentanten der Moderne, die die Ausstellung eröffnen: Das Wetterhorn (1912), ein Blick auf die Berge am Frühen Morgen von Ferdinand Hodler, auf dem der ockerfarbene Fels blaue Färbungen annimmt, die sich vom Schnee abheben, und Neve Nova (1910) von Giovanni Giacometti, das seine Melancholie mit einem Wald fortsetzt, dessen Vegetation sich unter dem frischen Flockenmantel beugt, mit erstaunlichen Rosatönen. Nichts hier ist vergleichbar mit dem Prinzen der Träume Odilon Redon, der von allen anwesenden Künstlern bewundert wird. Seine phantastischen Papillons, fast fauvistisch vor ihrer Zeit haben diese wunderbar inspirierende und faszinierende Note. Selbst wenn er düsterer wird, besitzen seine Marguerites, paysage d’orage ein vor Eigenartigkeit strahlendes Licht.
Auch wenn die leuchtenden Träume ihre inspirierende Kraft behalten, prägen sich die Gemälde von Félix Vallotton ein und erstaunen durch ihre Diversität. Badende am Ufer eines Flusses, die in ein dunkles Grün gehüllt sind, wie am Ende des Tages oder auch eine Mûlatresse (1913), die seitlich auf einem Stuhl sitzt und in eine rote Stola eingewickelt ist, welche ihre linke Brust hervorblitzen lässt. Weder bequem sitzend, noch ermattet ziehen ihr Blick und ihr Schmollmund an, wie das Blau ihres Colliers und die Rose, die sie kopfüber in der Hand hält. Sein Penthée (1904), ein nackter Körper, der aus dem Wald entflieht, das Gesicht von der Angst gelähmt, verfolgt von einer Horde von Mänaden, die Dionysos anbeten, ist atemberaubend, genauso wie Coucher de soleil avec barque échouée (1911), das den Impressionisten in nichts nachsteht: Der Widerschein des Feuerdiskus im Meer zeichnet ein reines Rechteck, bevor es, in die Vertiefung einer Welle strahlt, die in unzählige Splitter von Tangerine-Orange und Dragée-Rosa zu brechen droht. Daraus resultiert ein Weg des zarten Lichts, der zu einem düsteren Horizont führt, bis zum absteigenden Gestirn. Und als er sich am Nu couché au tapis rouge (1909) versucht, heben sich die Kurve des Kreuzes und die hohen Hüften des elfenbeinfarbenen Körpers seines Modells vom herausgeputzten Gesicht mit Hang zu Rottönen ab. Errötet Sie etwa ob ihrer Blöße? Man vergesse nicht den Zauber einer üppigen Natur bei Bonnard, seine grellen Farben, von hellem Grün bis zum Violett mit dunkelblauen Einschlägen auf der Lichtung von La Promenade, auf der eine Frau sich vor ihren Befürchtungen zu schützen scheint, indem sie ihren horizontal aufgespannten Sonnenschirm vor sich hält.
Im Kunst Museum Winterthur, vom 3. Oktober 2020 bis 21. Februar 2021
www.kmw.ch