Musée Courbet: Delacroix als Ehrengast
In Ornans erlaubt Delacroix lädt sich bei Courbet ein eine fruchtbare Konfrontation zwischen zwei großen Figuren des 19. Jahrhunderts.
Das wegen Renovation geschlossene Musée Eugène Delacroix, das im letzten Appartement- Atelier des Malers in Paris liegt, installiert sich an den Ufern der Loue, lädt insbesondere dazu ein, eine intime Seite seines Werkes zu entdecken. Eine Abteilung ist in der Tat seinen Skizzen und anderen vorbereitenden Arbeiten gewidmet, die er nicht zeigte, welche ein Eintauchen in das Labor der Kreativität bieten: Die theatralische Pose seiner Studie eines nackten Mannes genannt Der Pole (um 1821-22) rühmt eine triumphierende Virilität, die bei Michelangelo wurzelt und schon die Modernität des Autors von Die Freiheit führt das Volk ankündigt. Aber das Interessanteste bleibt der extrem subtile Dialog, der sich im Laufe der Säle zwischen zwei Großen entspannt, deren Stellenwert Émile Zola in Das Werk zusammenfasst: „Sie sind nur zwei, Delacroix und Courbet. Der Rest ist Lumpenpack…“ Der „alte romantische Löwe, (…) ein Dekorateur, der die Töne entflammt“ und der „harte Arbeiter (…) eines absolut klassischen Berufs“ haben sich in der Tat sehr viel mehr zu sagen als man sich denken könnte. Der Beweis dafür wird in der gedämpften Atmosphäre eines Graphikkabinetts geliefert, in dem eine feine Studie zweier Pfauen, eines Schwans und eines Pferdes (1854) des Ersten einer wunderbaren Tuschezeichnung des Zweiten gegenübersteht, Die Liebenden auf dem Land (um 1867), oder auch in einem Ausstellungsteil, der Fresken gewidmet ist. Courbet realisierte sie in seinem Atelier in Ornans – mit faszinierenden Landschafts- Panoramen – während Delacroix zahlreiche Gebäude dekorierte, darunter die Abtei von Valmont: Eine Supraporte die Leda mit Schwan (1834) darstellt, eine Mischung aus antiker Mythologie und dem Schwung des 19. Jahrhunderts, die immer noch fasziniert.
Eine ganze Abteilung der Ausstellung erkundet unter anderem frontal Eine verkannte Beziehung. Man weiß weder ob die beiden Männer sich begegnet sind, noch ob die Worte des Älteren über den Jüngeren, die von Francis Wey überliefert wurden, exakt sind: „Er ist ein Neuerer, auch ein Revolutionär; er blüht auf einmal auf, ohne Präzedens ; er ist ein Unbekannter!“ Nichtsdestotrotz interessiert sich Delacroix, der Ruhmesträger der französischen Kunst, der bei der Weltausstellung von 1855 gefeiert wurde, für den ehrgeizigen jungen Mann auf der Suche nach Anerkennung, der heimlich den Älteren bewunderte und ihn gleichzeitig verspottete, wie manche, die Idole zerstören, gab er von sich, dass „er ein sehr großer Maler wäre, wenn das Nachlassen, die Zügellosigkeit und ihre Formen nicht bis zum Phantastischen führten.“ Ein schönes Beispiel für einen Generationskonflikt… Auch wenn die Männer nicht mehr da sind, zeugen die Gemälde von ihrem Genie und führen stille Diskussionen über die Jahre hinweg. So unähnlich sich der Gefangener Pirat des Deys von Algier (1844) von Courbet und Romeo und Julia (1851) von Delacroix auch sind, so sind sie überzogen von der selben dramatischen Intensität, welche aus dem gespenstischen Charakter von Drapierungen hervorquillt, die an Leichentücher erinnern, ebenso wie vom Spiel zwischen Halbdunkel und Licht.
Im Musée Courbet (Ornans) bis zum 4. Februar