Moonlight Benjamin Voodoo-Prinzessin

© Cedrick Nöt

Moonlight Benjamin setzt ihre Erkundung des Innersten der haitianischen Seele mit Wayo fort, einem Kondensat von Blues-Rock und Voodoo-Zauber.

Es ist die Aufregung der Gitarren, wütend und schleifend, die das Ereignis auslöst. Damn mischt sich das Schlagzeug ein, entführt uns in einen aufgedrehten Strudel. Aus diesem fieberhaften Klang-Wettstreit taucht eine Stimme auf, die die mächtige Urheberin dieser Verbindung zwischen Rock-Ästhetik und sakralem Gesang ist. Wayo öffnet mit dem Titel, der ihm seinen Namen verleiht, ein Synonym für einen Schmerzensschrei. Jener einer leidenden Frau, die den Heiligen Expedit anruft, den Geist des Lichts, um ihre Seele zu reinigen und von zerstörerischen Gedanken und falschem Glauben zu befreien, die sie daran hindern, voran-zukommen. Von der Hoffnungslosigkeit zur Resilienz durchzieht die animistische Mystik die elf Titel dieses fünften Werkes, das in haitianischer Kreolsprache gesungen wird und seine Inspiration aus dem Voodoo schöpft, dem Eckpfeiler des spirituellen Lebens seiner leiden-schaftlichen Interpretin. Die Mischung von Blues und afro-karibischen Klängen kristallisiert die Gleichzeitigkeit dieser Kultur-Religion, die im ehemaligen Königreich Dahomey (dem aktuellen Westafrika) entstand und an eine übernatürliche Welt glaubt, die neben den Gottheiten anderer Kulte existiert, allen voran dem Monotheismus. 

 

Indem sie die wohlwollenden und boshaften Mächte anruft, die in diesem magischen, aber unsichtbaren Draußen am Werk sind, wirft Moonlight Benjamin, die ihrem Namen alle Ehre macht, einen Mondschein auf die jahrhundertealte Tradition des Beschwörungsgesanges, mit Sensibilität und Musikalität. Sie, die in Chinchiron geboren und vom Pastor des protestantischen Waisenhauses adoptiert wurde, der sie nach dem Tod ihrer Mutter empfing, ist im Erwachsenenalter zum Voodoo „konvertiert“, getragen von dem Bedürfnis danach ihre Freiheit und Identität zu unterstreichen. Von Toulouse aus, wo sie sich vor zwanzig Jahren installiert hat, trägt die Künstlerin weiterhin die Wunden ihres Heimatlandes mit sich, das von Naturkatastrophen und den politischen Regimen gebeutelt wurde, die es ausbluten ließen. Hilflos angesichts der „Regression“ eines Landes, das sie mit einem zärtlichen, aber kritischen Auge beobachtet, stellt sie sich dessen letzte Momente und seine Beerdigung vor. Aber als die Insel daran ist ihre letzte Ruhestätte aufzusuchen, taucht der Baron Samedi auf. Der Geist des Todes und der Wiederauferstehung, ebenfalls Wächter des Friedhofes, vertritt die Meinung, dass Haiti seinen Platz nicht unter den Toten hat, da es noch lebt. Keineswegs morbid ist Bafon in erster Linie eine Botschaft der Hoffnung, die die Perle der Antillen dazu aufruft zu überleben und wieder aufzustehen. Trotz der Wut und der Einsamkeit, lässt sich die Sängerin von diesem Licht, das aus der Finsternis auftaucht, führen, lädt uns dazu ein die Kunst des positiven Denkens zu praktizieren, um unsere eigene Realität zu schaffen, uns zu entfalten und uns für die Liebe zu öffnen (Tanye Banda). Und was wäre, wenn es ausreichte, wie es Haut là haut suggeriert, „unsere Träume wach zu halten“? 


In Les Dominicains de Haute-Alsace (Guebwiller) am Samstag den 18. Mai
les-dominicains.commoonlightbenjamin.com

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