Miet Warlop präsentiert After All Springville im TJP

© Reinout Hiel

Herrlich exzentrisch präsentiert die Belgierin Miet Warlop ihre aktuelle, knatternde und köstlich rebellische Farce: After all Springville.

Vor zehn Jahren fiel eine junge Dreissigjährige, die aus der Bildenden Kunst kam, in der Welt des Theaters aus dem Rahmen mit ihren spektakulären Darbietungen ohne Worte und ihrer Liebe zum Gebastelten und Abgedrehten. Miet Warlop macht ebenso Anleihen bei der absurden Respektlosigkeit des Dadaismus wie beim schneidenden Humor eines Michel Gondry oder dem Slapstick, der zu den Sternstunden des Stummfilms gehört. Mit einem Getöse wie sie es liebt – ihre Stücke sind immer voller Zerstörungen, Veränderungen, Neuerfindungen der Bühne und Erschöpfung der Körper-Objekte – katapultiert die belgische Künstlerin ihre zusammengeschusterten Figuren auf die Spuren eines alten Stücks, Springville zurück. Das Comeback in diesem Haus aus zusammengetragenen Möbeln, verloren inmitten der Bühne, ist für die Objekt-Menschen, die sich darin finden, nicht problemlos: Ein Sicherungskasten auf Beinen stößt beim kleinsten Ärgernis Funken aus, ein drei Meter hohe Jogger kann seinen absolut unverständlichen Wortschwall nicht stoppen, während ein Tisch mit Tischtuch und mit Beinchen in Pfennigabsätzen einen Karton in Aufregung versetzt, dessen Rüssel-Schlauch an allen Enden leckt.

Miet Warlop : After All Springville © Reinout Hiel
Miet Warlop : After All Springville © Reinout Hiel

Nichts läuft rund in diesem Universum, das von Obsoleszenz und Pannen, unangebrachtem Rauch, Splittern und Konfetti-Regen heimgesucht wird. Aber es ist die Ankunft eines Menschen aus Fleisch und Blut, der dazu bereit ist, seine Welt zu diktieren und sie mit Säge und Hammer umzubauen, der der Geschichte eine andere Wendung verleiht. Nun ist er ungeniert frech, mit dem Gefühl einer zerstörerischen Allmacht, den anderen Lebewesen bleiben das Gefühl und die Liebe, die Neugierde und die Scham. Alles spielt sich in Form subtiler Details ab, eine köstliche Kunst der Suggestion, für jenen, der zu Beobachten weiß ohne Offenherzigkeit und treuherzige Einfältigkeit zu verwechseln. Man muss sagen, dass die Protagonisten den Eindruck verleihen, dass sie seit ihrer ersten Begegnung mit uns ihr Leben weitergelebt haben. Miet Warlop mischt diese Rückkehr in den Pavillon von Springville, mit dem Geist einer monumentalen Installation über mehrere Etagen eines Buildings, den Amusement Parks. Hinter ihrer Fassade von falschem Schein und Farce hinterfragt After All Springville unsere Art eine Gesellschaft zu bilden, die Kinderseele und ihre Entzückungen, die in uns schlummern, die Ungehörigkeit unserer Störungen, die oft zu einer völligen Zerstörung führen. Aber trotz der Beulen geht das Leben weiter…

After All Springville von Miet Warlop

Im TJP grande scène (Straßburg) vom 1. bis 3. Juni, präsentiert mit Le Maillon (ab 12 Jahren)

tjp-strasbourg.commaillon.eu

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