Laurent Pelly inszeniert Lakmé

© Klara Beck

Mit Sabine Devieilhe in der Titelrolle von Lakmé von Delibes, präsentiert Laurent Pelly in der Opéra national du Rhin eine legendäre Produktion.

Seit 2012, und einem ersten Mal in Montpellier, ist Lakmé zu einer Paraderolle für Sabine Devieilhe geworden: Seitdem hat der Superstar unter den Sopransängerinnen die Figur unzählige Male auf den Bühnen der ganzen Welt verkörpert. „Es ist eine Partitur, die ganz genau zu meiner Stimme passt. Léo Delibes hat sie 1883 für Marie van Zandt geschrieben, aber ich habe auch den Eindruck, dass er sie für mich erdacht hat, über die Jahre hinweg“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Bekannt für seine stratosphärischen Momente der Bravour in den schrillsten Tönen – mit feuerwerkartigen Hits wie L’Air des clochettes und seinen hohen C, einem wahrhaften Mount Everest für jede Koloratursopranistin –, ist das Werk vor allem „ein echter Marathon, in dem es grundlegend ist langen Atem zu beweisen. Sie begrenzt sich nicht auf die berühmtesten Momente wie das Duo des fleurs. Im dritten Akt, zum Beispiel, setzt Delibes einen Fuß in die Modernität und präsentiert wunderschöne orchestrale Entwicklungen, in denen Einflüsse von Wagner wahrnehmbar sind.

Laurent Pelly
Laurent Pelly : Lakmé (Probe) © Klara Beck

Seinen etwas veralteten Charme entfaltend, spielt sich Lakmé, das eine Adaption einer Novelle von Pierre Loti ist, im Indien des 19. Jahrhunderts ab. Die Geschichte ist jene der unmöglichen Liebe zwischen einer jungen Hindu, Tochter eines Brahmanen und eines britischen Offiziers. Für Sabine Devieilhe, „ist die Figur vor allem eine junge Frau unter dem Einfluss ihres Vaters – in dieser Inszenierung erscheint sie zum ersten Mal in einem Käfig eingeschlossen – der sie sakralisiert und ein Bild der Perfektion kristallisiert. Sie glaubt daran, dank der Liebe fliehen zu können, erkennt aber, dass dies ein Trugbild ist und bringt sich schließlich um.“ Von dieser orientalistischen Fabel – die ihrer Zeit entspricht, man denke an Die Perlenfischer von Bizet (1863) oder an Die Afrikanerin von Meyerbeer (1865) – zeigt Laurent Pelly eine sehr nüchterne Version, die es erlaubt, sich auf das Spiel der Schauspieler und die Stimmen zu konzentrieren. Die Rollenbesetzung ist prächtig, mit Nicolas Courjal, Ambroisine Bré, Ingrid Perruche oder auch dem ehemaligen Mitglied der Opéra Studio Lauranne Oliva, die gerade den Wettbewerb Voix Nouvelles gewonnen hat! Ein Spiel mit transparenten Vorhängen, poetischen Schattenspielen, ungebleichtem Papier oder auch Kostüme, die an den Butoh erinnern, bildet einen eleganten Rahmen für diese Tragödie. „Ich will das Liebesdrama inszenieren, den Schock der Kulturen… Ich denke an Romeo und Julia, an eine Liebesgeschichte zwischen zwei verfeindeten Seiten. Daran ein Thema zu entblößen wie einen Stein, den man schleifen würde“, unterstreicht der Regisseur.


In der Oper (Straßburg) vom 2. bis 12. November und in La Filature (Mulhouse) am Sonntag den 26. und Dienstag den 28. November
operanationaldurhin.eu

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