Die Welt steht Kopf im Simeonstift Trier
In Trier zeichnet Die Welt steht Kopf eine begeisternde Kulturgeschichte des Karnevals, vom Mittelalter bis heute.
Mehr als 200 Objekte, Gravuren und Gemälde lassen den Besucher ins Herz einer rheinischen Tradition eintauchen, die von den Saturnalien der römischen Antike abgeleitet ist. Politisch und protestierend während der 1848er-Revolution, von der Propaganda der Nationalsozialisten instrumentalisiert, erfährt der Karneval in der Nachkriegszeit einen zweiten Frühling: Davon zeugen Objekte wie der Wuppdus, ein Kunststoffkopf auf einem Holzstab aus den 1970er Jahren, der den Geist des Karnevals verkörpert, eine rot-weiße Ministerkappe, die an einen Narrenhut erinnert, oder auch ein Sonnengottkostüm von 2017. Melancholischer ist ein Gemälde von Carl Spitzweg mit dem Titel Aschermittwoch, das einen traurigen, eingesperrten Harlekin zeigt. Auch wenn die Ausstellung einen großen Schwerpunkt auf Trier legt, ist es das Brauchtum in seiner ganzen stilistischen und geographischen Vielfalt, das in einer stolzen und aristokratischen Szene auf einem Gemälde von Frans Breydel vom Anfang des 18. Jahrhunderts gezeigt wird oder eine frenetische Bacchanale, die in München von Fritz Quant in der Weimarer Republik festgehalten wurde, zwischen leuchtendem Fauvismus und überschwänglichem Expressionismus.
Im Stadtmuseum Simeonstift (Trier), bis 26. Februar 2020
museum-trier.de