Lala &ce und ihr neues Album Solstice
Lala &ce, die LGBTQIA+-Ikone eines französischen Raps, der noch wenig offen gegenüber diesen Fragen ist, bringt Solstice heraus, ein Album zwischen Halluzination und Dystopie.
„Solstice ist erschienen und nichts wird mehr sein wie vorher!“ Die Punchline könnte von Booba stammen, dem Schwergewicht des französischen Rapgames, der gerne von sich reden macht. Aber nein. So verteidigt Mélanie Berthinier, alias Lala &ce, ihr neues Werk, das Anfang Februar erschienen ist. Ein Konzept-Album in dem eine dystopische Gesellschaft auf autoritäre Weise von La Ligne regiert wird, die jegliche echte Emotion verbietet, zugunsten einer Stimmungsmache, die dazu einlädt, „einen draufzumachen, aber vernünftig“. „Alle diese Leute, die versuchen dich zu kontrollieren, dich zu formen, dich davon abzuhalten zu sein, wer du wirklich sein willst“, präzisiert jene, die nichts von ihrer Lust auf Frauen und ihrer Vorliebe für Luxus versteckt. „Mit der Zeit habe ich verstanden, dass sie das machen, weil sie Angst haben. Angst sie selbst zu sein und nach ihren eigenen Prinzipien zu existieren. Ich habe entschieden, dass sie meine Flamme nie auslöschen werden. Auf meinem Weg habe ich andere Leute wie mich getroffen. Wunderbare Leute, anders, manchmal komisch, die beschlossen haben keine Kompromisse einzugehen.“ Gemeinsam bilden sie BUT (Wortspiel frz. Ziel, Akronym für Einigender Block der Tropen), eine rebellische Gruppe auf der Basis von mobilen SunSystemen, ein bisschen besessen von Sonne und lauter Musik.
Den Perlen treu, die sie auf die frankophone Hip-Hop-Karte gebracht haben, nutzt sie Auto-Tune, die verformt und zum Metallischen hin zieht, vertraut dem Beatmaker Adam Preau aus Lyon, der unter dem Pseudonym Phazz hinter dem Erfolg eines gewissen Orelsan (seit La Fête est finie) oder Woodkids steckt. Der Trap-Geist ist nicht fern, die überladenen Flows (mit La Fève, einem anderen jungen und innovativen Talent in Sexyy Red) und der Nouchi-Slang (Argot von der Elfenbeinküste) tauchen auf überraschende Weise auf, hier und dort, wie Featurings, wie bei Dinos auf dem sehnsüchtigen Santos, einer Liebesgeschichte, die ein Gegenstück zu No More Time bildet, das schlecht ausgeht. „Ich habe versucht einer Idiotin zu gefallen, ich habe daran fast meine Feder verloren / Jetzt erschöpft sie sich damit Blonde und Brünette zu beeindrucken / Ich habe Tonnen von Flows im Gepäck, die Himmel und Mond durchtränken werden.“ Lala &ce hat nie ihre fleischliche Lust versteckt sowie jene auf künstliche Nebel (Drogues d’hiver Winterdrogen). In 3am in Paradise, ist der Refrain explizit: „Hör auf zu bluffen, ruf den Plug, Baby / I’m so drunk (I’m so drunk) / So fucked up / sitze ganz hinten im Club, Baby / Sex and drugs…“ Und wenn die Schöne ein schiefes Gesicht zieht, wie ein Miesepeter aussieht und wenig artikuliert, gibt das eine düstere und raue Licorne (Einhorn). Wie Missy Elliott – die immer ihr Idol war – mit Timbaland trifft ihre Suche nach neuen Klängen und ihr Einfallsreichtum ins Schwarze. Die Titel folgen einander mit Kohärenz in ihrem Widerstand gegen die Rückkehr zur diktatorischen Ordnung. Aber sie können ebenso unabhängig voneinander gehört werden, je nach Stimmung. Solstice ist ein Versprechen der Wiedergeburt unter einer rettenden Sonne.
In La Laiterie (Straßburg) am Freitag den 22. März und in L’Autre Canal (Nancy) am Samstag den 23. März, dann beim neuen Hip- Hop-Festival Golden Coast (Aéroport Dijon- Longvic) am Samstag den 14. September
artefact.org – lautrecanalnancy.fr – goldencoastfestival.com