L’Âge d’or im Musée Courbet
Im Musée Courbet (Ornans) erkundet L’Âge d’or (Das Goldene Zeitalter) das Paradies, Utopien und Träume vom Glück, indem es die Renaissance in einen Dialog mit dem 19. Jahrhundert stellt.
Von Hesiod in Werke und Tage beschrieben, ist das Goldene Zeitalter jene Periode, in der die Menschen in Harmonie lebten, in dem „die fruchtbare Erde von selbst Schätze im Überfluss produzierte; frei und friedlich teilten sie ihren Reichtum mit einer Menge tugendhafter Freunde“, schreibt der griechische Dichter. Der Mythos, der 1598 von Hendrick Goltzius in einer atemberaubend sinnlichen Komposition illustriert wurde, findet sich in den Metamorphosen Ovids (und geht den schmerzlichen silbernen, bronzenen und eisernen Zeitaltern voraus) und der Bibel wieder, das irdische Paradies ist eines seiner Alter Egos. Davon zeugt ein Werk von Jan Brueghel dem Jüngeren, das er um 1630 vollendete: Im Zentrum einer idyllischen Landschaft in der Pflanzen und Bäume mit einer eleganten Sorgfalt gemalt sind, leben Wild und Haustiere einträchtig zusammen, während im Hintergrund Gott Eva aus Adams Seite entnimmt. Die friedliche Schönheit dieser Szene erinnert an diese Parenthese der Perfektion, die die Morgendämmerung der Menschheit charakterisiert. Ihr steht ein Paradis perdu (Verlorenes Paradies, 1867) von Alexandre Cabanel, gegenüber, mit echtem Akademismus, in dem der Körper der Frau und Sünderin porzellanweiß, strahlt. Natürlich ist diese Geschichte jene des Niedergangs des Menschen…
Die Ausstellung erkundet die Wiederentdeckung der antiken Texte in der Renaissance und die Anpassung des Mythos an den Zeitgeist, mit einer wunderbaren Zeichnung mit brauner Tinte von Giorgio Vasari und einem üppigen Ölgemälde von Jacopo Zucchi, in dem anmutige nackte Männer und Frauen an den Ufern von Flüssen aus Milch und Nektar wandeln. Der Rundgang entführt uns ins 19. Jahrhundert: Der Mythos taucht damals nach einer Abwesenheit wieder auf, insbesondere anhand der Legende des Schlaraffenlandes, in dem der Faule gewinnt. Aber für viele Künstler – insbesondere jene, die vom utopischen Sozialismus eines Fourier oder eines Cabet inspiriert wurden – befindet sich das Goldene Zeitalter in der Zukunft und nicht in der Vergangenheit. Das sieht man bei Dominique Papety (mit seiner Studie zu Un Rêve de bonheur „Ein Traum vom Glück“ aus den 1840er Jahren), Paul Milliet, der Tugenden und Untugenden einander auf republikanische Weise gegenüberstellt, mit Tendenz zum Monumentalen, oder auch Paul Signac, einem Anarchisten, der von der Emanzipation des Volkes träumt. In einer Zeit, die von der industriellen Revolution geprägt ist, wollen viele eine neue Beziehung zur Natur knüpfen, so wie Gauguin, Matisse oder Derain. Diese Faszination für das Ländliche findet man auch, in gewissem Maße bei Courbet wieder, von dem das wunderschöne Gemälde Chêne de Vercingétorix (Eiche von Vercingetorix, 1864) gezeigt wird, die noch heute das Symbol eines vergangenen… oder zukünftigen Goldenen Zeitalters sein könnte.
Im Musée Courbet (Ornans) bis zum 1. Oktober
musee-courbet.fr