Die Völklinger Hütte enthüllt The True Size of Africa
Anhand des Blicks von 25 zeitgenössischen Künstlern ehrt die Völklinger Hütte die Geschichte und die Traditionen Afrikas in The True Size of Africa.
Hundertvierzig Jahre nach der Berliner Kongokonferenz, in der die verschiedenen Kolonialmächte Afrika unter sich aufteilten, vereint der industrielle Riese Völklinger Hütte die Werke von Künstlern aus allen Ecken der Welt. Zwischen Zeugnissen der Schwarzen Kultur und Infragestellung der Stereotype der Vergangenheit, beginnt der Rundgang im historischen Wasserhochbehälter, der im vergangenen Jahr eröffnet wurde. Der Nigerianer Emeka Ogboh präsentiert hier The Land Remembers, eine Neuinterpretation des Steigerlieds, der Hymne der deutschen Bergmänner. Die neue Version stellt die gewalttätige Geschichte der Kolonialisierung in den Fokus, analysiert die Ausbeutung von Erde und Mensch. Sie wird auch von einem Männerchor aus Namibia interpretiert… Deutschland hat von den reichen Minen des Landes – Kupfer und Diamanten –, zu Beginn des 20. Jahrhunderts profitiert. Wenn der Besucher diesen Eingangsbereich einmal durch- schritten hat, dringt er in die beeindruckende Gebläsehalle ein. Hier trifft er auf das Museum of Memorability, einen Mini- Rundgang aus Skizzen und Photographien, die zwischen 1884 und 1960 realisiert wurden. Darunter eine Zeichnung, die die Teilnehmer der Kongokonferenz in Berlin (1884) darstellt, vom deutschen Maler und Zeichner Adalbert von Rößler, oder auch die Aufnahme des Photojournalisten Robert Lebeck, der den Moment einfängt, in dem ein kongolesischer Bürger das Zeremonienschwert des Königs Baudouin von Belgien entreißt, der nach Leopoldville (heute Kinshasa) gekommen war, um am 20. Juni 1960 die Unabhängigkeit des Landes zu verkünden.
Ein paar Schritte weiter bringt das Video Prince McVeigh and the Turner Blasphemies (2021) der amerikanische Künstlerin Kara Walker die Verdichterhalle zum Erklingen. Vom Film Die Abenteuer des Prinzen Achmed von Lotte Reiniger aus dem Jahr 1926 inspiriert, inszeniert dieser zwölfminütige Kurzfilm dunkle Silhouetten, die einige der gewalttätigsten Akte der neueren amerikanischen Geschichte illustrieren, die von Anhängern der White Supremacy begangen wurden. Die Kompositionen der afro-indigenen Lady Midnight, die Militärmarsch, Ragtime, Soul und Rock kombinieren, begleiten die Projektion und verleihen ihr zusätzliche Stärke. Der senegalesische Photograph Omar Victor Diop seinerseits präsentiert drei Serien, die zwischen 2014 und 2021 entstanden: Diaspora, Liberty und Allegoria. Die Erste befasst sich mit den Leben verkannter schwarzer Persönlichkeiten, denen der Künstler Fußball-Accessoires hinzufügt, um sie an zeitgenössische afrikanische Athleten anzunähern, die in Europa Karriere machen wollen. Indem er selbst diese historischen Figuren verkörpert, erweckt Diop zum Beispiel Ayuba Suleiman Diallo zum Leben, Imam des 18. Jahrhunderts, der einen Ball in den Farben seines Gebetskleides und seines Turbans trägt. Indem er Lebenslauf und Erbe miteinander konfrontiert, spielt er mit Paradoxen und stellt eine Verbindung zwischen seinem Werk und den aktuellen Debatten rund um die Auswirkungen von Migration und Immigration her.
Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte (Völklingen) bis zum 17. August 2025