kulissen
Amélie Cabocel dokumentiert anhand von Film und Photographie die Alterung des Ortes Les Blanches Terres in Lothringen.
Ursprünglich war es der Wunsch dieser Künstlerin mit ihren Cousins und einigen Freunden, einen Film über die Isolation in diesem Dorf ihrer Kindheit zu drehen, in dem noch ihre Großmutter Michelle lebt. Beim Dreh ist aus Les Blanches Terres auch ein Photographie-Projekt geworden. Dieser Spielfilm, der mit statischer Einstellung gefilmt wurde und 2019 erschien, ist zu zwei Dritteln Alltagsmomenten gewidmet. Der Rest zeigt die Kulissen des Shootings um, so präzisiert die Photographin, „den Kreationsprozess eines Bildes auszustellen“. Das Publikum sieht gleichzeitig den Ablauf der Photoaufnahmen und ihr Resultat. Aufrecht, manchmal auf Stöcke gestützt, posieren die Bewohner in ihren Gärten, Ateliers oder Bauernhöfen, alleine oder mit ihren Hunden. Diese Serie von fast dreißig Farbaufnahmen, die analog aufgenommen wurden, beinhaltet Rücken-Front-oder Seitenansichten. Da sie auch daran interessiert war, welche „Darstellungen und Portraits ihre Subjekte zeigen wollen“ ließ sie ihnen freie Wahl des Dekors und der Kleidung.
Nach einer ersten Installation im CCAM (Vandoeuvre-lès-Nancy) wird Les Blanches Terres in Stimultania in „erweiterter Version“ , mit neuen Ausstellungsstücken gezeigt: Das Bild eines Familienbuffets, das eine der Wände einnimmt und den Eindruck eines Eindringens und einer Geselligkeit verleiht oder auch das Leporello, das verschiedene Photographien von Michelle im Laufe ihres Lebens vereint. Diese thematisch und nicht chronologisch organisierten Bilder sind bearbeitet. Nur die Motive auf den Kleidern der Großmutter werden manchmal beibehalten, genau wie einige Landschaften, die nicht wie die Familienmitglieder und sogar die Katzen ausgespart wurden. Am Eingang ein Familien portrait in schwarz-weiß, vergrößert und bearbeitet: In einer perfekten Illusion stehen Michelle und ihre beiden Cousins neben ihren Vorfahren, die Jahrzehnte vorher photographiert wurden. Im Zentrum werden Bilder von Kleidern ausgestellt, die an einer Kleiderstange zu hängen scheinen. Es handelt sich um die Kreationen der Großmutter, einer ehemaligen Schneiderin, die übrigens mit einem ihrer Kleidungsstücke verewigt werden wollte. Nach ihrer Serie Die 7 Familien über Regenbogenfamilien führt die gelernte Anthropologin die Studie des Sichtbaren und Unsichtbaren fort, indem sie den selten dargestellten Alten einen Platz gibt. Eine familiäre und territoriale Hommage, die sich nicht für die Vergangenheit sondern die Zukunft interessiert, mit dem Ziel zu verstehen „wie Zukunft und Tod von jenen gesehen werden, die bleiben“, an diesem heute verlassenen Ort.
In Stimultania (Straßburg), bis zum 22. März
stimultania.org