Kaiser und Sultan im Badischen Landesmuseum

Das Badische Landesmuseum feiert sein hundertjähriges Bestehen mit Kaiser und Sultan, einer Ausstellung, die die Beziehung zwischen den Habsburgern und den Osmanen im 17. Jahrhundert erkundet.

Die komplizierte Geschichte Osteuropas, mit ihren zahlreichen Wendungen, ist meist unbekannt. Zwischen 1600 und 1700 verwandeln sich Ungarn, Transsylvanien und die Balkanhalbinsel in eine Zone des Konflikts zwischen zwei großen politischen und religiösen Mächten, der Monarchie der Habsburger, die über das Heilige Römische Reich herrschen und den Osmanen. Über zwei Etagen erstreckt sich eine sehr dichte Ausstellung, die mit einem humorvollen Video in den geschichtlichen Kontext einführt. Der Rundgang mit fast 350 Ausstellungsstücken, der dem Besucher geboten wird, zeichnet ein lebendiges Bild, das daran erinnert, dass das 17. Jahrhundert von unaufhörlichen Konflikten geprägt war, vom Langen Türkenkrieg (1593-1606) bis zum Türkenkrieg (1663/1664). Ein riesiges Gemälde von Franz Geffels zeigt die Schlacht am Kahlenberg, die die Belagerung Wiens am 12. September 1683 beendete: Das Auge schweift zwischen den tausenden Soldaten, die sich gegenseitig zerreißen und den aneinandergereihten Zelten in der Ferne umher. Als Sieger brachte der polnische König Johann III. Sobieski das berühmte Blaue Zelt aus Krakau mit zurück, ein Meisterwerk aus mit Gold-und Silberfäden bestickter Seide, das mit seiner Länge von achtzehn Metern und fünf Metern Höhe einen ganzen Saal einnimmt und es dem Besucher erlaubt, paradiesische Arabesken zu entdecken. Auch zahlreiche Waffen werden gezeigt, wie ein fein ziseliertes Streit-Beil eines Wächters des Sultans Mehmed III., Jatagane der Janitscharen1 oder die Kürass von jenem der „Türkenlouis“2 genannt wurde und die große „Türkenbeute“ von Karlsruhe mit nach Deutschland brachte, den Ausgangspunkt dieser Ausstellung.

Uhr mit Elefantenfigur, um 1580 © Sammlung Privatstiftung Esterhazy, Eisenstadt, Burg Forchenstein, Photo: Manfred Horvath

Zu entdecken ist ebenfalls der intensive kulturelle Austausch und die gegenseitige Faszination zwischen den beiden Lagern, deren Beziehungen sich auf unaufhebbare Weise verknüpfen. Die Turquerien regten damals die Phantasie in ganz Europa an: Davon zeugen archetypische Portraits einer Tänzerin an den Ufern des Bosporus und einer Armenierin in Istanbul – so wie sie sich ein Künstler aus der Steiermark in den 1680er Jahren vorstellte – oder ein höchst exotischer Mantel des Markgrafen Ludwig Wilhelms von Baden-Baden aus Seide und Brokat. Die Epoche ist auch geprägt von der Einführung neuer Techniken, der Verbreitung von Produkten wie dem Kaffee – der Europa nach der Entsatzschlacht bei Wien 1683 eroberte – oder der Begeisterung für die Kalligraphie, die anhand eines wunderschönen mit Buchmalereien verzierten Koran illustriert wird. Obwohl Gegner, waren Habsburger und Ottomanen vor allem Nachbarn in der Mitte des Kontinents, mit vielerlei Austausch und komplexen Beziehungen.


Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden im Kostüm eines Osmanen Rastatt, um 1700- 1706, Ludwig Ivenet zugeschrieben © Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg – Schloss Favorite, Rastatt, Photo: Adi Bachinger

Im Badischen Landesmuseum (Karlsruhe), bis zum 19. April
landesmuseum.de

  • Geführte Besichtigung donnerstags (16.30 Uhr), samstags (15 Uhr), sonntags und feiertags (11 & 15 Uhr)
  • Abend mit Kostümführung und kulinarischen Höhepunkten, 21.02., 27.03. (Anmeldung erforderlich)
  • Familienführungen an den Sonn-und Feiertage (14.20 Uhr)

1 Elitesoldaten der türkischen Infanterie, die Sklaven christlicher Konfession waren
2 Der Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655-1707) wurde Türkenlouis genannt, da er an zahlreichen Schlachten teilnahm

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