Julia & Romeo : Erna Ómarsdóttir und Halla Ólafsdóttir Shakespeares Drama neu
In Basel präsentieren Erna Ómarsdóttir und Halla Ólafsdóttir die vierte Version von Julia & Romeo, aus ihrer Arbeit rund um Shakespeares Drama.
Die beiden isländischen Choreographinnen Erna Ómarsdóttir und Halla Ólafsdóttir arbeiten nicht zum ersten Mal zusammen. Im Jahr 2018 denken sie sich auf Einladung des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München Romeo & Juliet aus, die erste explosive Neuinterpretation der legendären Liebesgeschichte zwischen den jungen Capulets und Montaigues. In Zusammenarbeit mit dem Ballett der deutschen Institution bot das Duo eine Vision an, die sich vom Original drastisch unterschied, in der die Interpreten hautfarbene Kostüme tragen, sowie Prothesen, die behaar- te Oberkörper, falsche Hintern und abgeschnittene Hände darstellen, oder auch Kombinationen voller Kunstblut, die bei komplett ungezügelten, sinnlichen und erotischen Orgien in Szene gesetzt werden. Obwohl dieses Material als Basis für das Werk von 2024 dient, „sind es in unserer neuen Kreation die Tänzer des Balletts aus Basel, die performen, im Trainingsanzug, um eine andere Sprache des Tanzes zu repräsentieren“, präzisiert Erna Ómarsdóttir. Und ihre Komplizin fügt hinzu: „Jedes Mal, wenn wir in einer neuen Stadt arbeiten, versuchen wir an diesem Ort etwas Spezifisches zu benutzen und es in das Ensemble einzufügen.“ In der Schweiz stoßen die beiden Frauen auf eine sonnige Zone am Rheinufer, einen idealen Ort um gefilmte Proben zu organisieren. Das Resultat ist ein Kurzfilm von acht Minuten, der während der Repräsentation im Rhythmus der Melodien von Prokofjew ausgestrahlt wird.
Indem sie total den romantischen Aspekt dekonstruieren, der von Shakespeare, und später, vom russischen Komponisten in seinem Ballett von 1935 gedacht war, folgt Julia & Romeo den Spuren des Stücks von 2018, was die Darstellung der Geschlechter angeht. In diesen beiden Erzählungen, tauschen die Männer und Frauen in der Tat permanent ihre Rollen, die ersten können weibliche Rollen spielen und umgekehrt. Brutal, direkt und selbstbewusst, das Engagement der Choreographinnen – der charakteristische Zug ihrer Umsetzungen – erscheint wie eine Art und Weise gegen die Stereotype zu kämpfen und dabei gleichzeitig einer Intrige einen neuen Atem zu verleihen, die dem breiten Publikum bekannt ist. Die Musik von Prokofjew mischt sich mit der hellen, kräftigen und explosiven Stimme von Sofia Jernberg, aber auch den Punk-und Elektrokreationen von Valdimar Jóhannsson, einem isländischen Sänger und Musiker, der eine Vorliebe für Elektrogitarre hat und schon mit Ómarsdóttir und Halla Ólafsdóttir zu Rómeó <3 Júlía (2021) und The Juliet Duet (2022) zusammengearbeitet hat, der zweiten und dritten Bearbeitung dieses reichhaltigen choreographischen Zyklus, der Romeo und Julia gewidmet ist.
Im Theater Basel vom 2. Dezember bis zum 22. Februar 2025
theater-basel.ch