Jeanne Added oder die Leichtigkeit
Drei Jahre nach ihrer Krönung bei den Victoires de la musique, ist Jeanne Added aus Reims mit By Your Side zurück, das den Beginn einer neuen Ära ankündigt. Interview.
Dieses dritte Werk klingt mehr nach Livemusik als seine Vorgänger, weniger elektronisch…
Das war meine Intention: Organischere Klänge wiederzufinden, mit Musikern im Studio, um eine Art Flexibilität einzubringen. Die Synthesizer und Drumcomputer haben weiterhin einen hohen Stellenwert – man erfindet sich nicht neu! – aber der Ausgangspunkt war dieser: Ein Wunsch nach Wärme. Sein Titel By Your Side übersetzt dieselbe Idee, jene „miteinander zu sein“. Das gesamte Album, das mit Renaud Letang koproduziert wurde, ist von dieser Lust darauf geprägt, wieder eine Gemeinschaft zu finden, zusammen zu sein, statt voneinander getrennt.
Ihre Texte sind immer noch genauso intim. Wie spricht man von sich selbst und lässt dabei gleichzeitig Platz für die anderen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten… Die erste ist, nicht zu viel zu sagen, Grauzonen zu lassen, um dem Zuhörer die Gelegenheit zu geben, zwischen den Worten zu existieren. Die andere, ganz im Gegenteil, besteht darin, offen zu sprechen, ohne Windungen. Aber am Ende, liegt der Schlüssel in der Intention, die sie im Moment des Schreibens haben. In der Aufrichtigkeit kann der andere sich wiederfinden.
Sie haben dennoch ihre Stimme frisiert – geschminkt, könnte man sagen –, insbesondere auf Au revoir… Warum?
Am Anfang war das eine rein ästhetische Wahl. Dieser Ton gefiel mir sehr. Aber mit Abstand betrachtet, ist es genau das Lied, in dem ich die Dinge sage, die am schwersten zu gestehen sind. Vielleicht trotz allem ein Rest von Scham…
Es gibt mehrere Anspielungen auf Prince, insbesondre mit der Verwendung des legendären Drumcomputers Linn LM-1…
Das Kid aus Minneapolis lebt seit meinem Lebensjahr mit mir! Er ist wie eine Präsenz, die mich dazu bewegt immer wieder zur Arbeit zurückzukehren. Was ich an ihm am meisten bewundere, ist diese Art und Weise den größtmöglichen Anspruch und die Seriosität mit Humor und Spiel zu verbinden. Und was Linn LM-1 betrifft, als ich sie in der Mitte der Aufnahmekabine thronen sah, war das ein unglaublicher Jubel! Es ist eine wirklich komische Maschine, die etwas zutiefst Menschliches in sich birgt, mit einer außergewöhnlichen Klangtiefe und Wärme. Ab dem Moment, an dem wir sie angeschlossen haben, fühlte ich mich direkt wie zuhause.
Das Album erzählt von einer Trennung und traurigen Liebschaften, aber es trägt auch einen Wind der Befreiung in sich…
Es ist vor allem das: Das Ende eines Zyklus, ein Streben nach der Wahrheit, dem Ende der Lüge. Jeder Titel ist gleichzeitig düster und schon voller zukünftiger Freude. Ich bin in einem Stadium angelangt, in dem ich endlich dazu fähig bin, mich von diesem Ernst zu befreien, der mich bis vor Kurzem charakterisierte. Das ist insbesondere auf der Bühne offensichtlich. Ich erlaube mir Schritte zur Seite, um Spielraum zu schaffen. Mit zunehmendem Alter habe ich die Leichtigkeit erlernt.
In der Rockhal (Esch-sur-Alzette) am Dienstag den 6. Dezember, in La Cartonnerie (Reims) am Mittwoch den 7. Dezember und in La Laiterie (Straßburg) am Freitag den 10. Februar 2023
rockhal.lu – cartonnerie.fr – artefact.org