Interview mit Alain Altinoglu, Leiter des Festival international de Colmar
Nach der langen Amtszeit von Vladimir Spivakov schenkt sich das Festival international de Colmar eine neue Jugend. Begegnung mit dem Dirigenten Alain Altinoglu, seinem neuen künstlerischen Leiter.
Musikalischer Direktor des HR-Sinfonieorchesters Frankfurt und des Théâtre royal de la Monnaie (Brüssel), nun programmieren Sie ihr erstes Festival: Welche Dynamik wollen Sie diesem verleihen?
Ich werde versuchen ein Festival aufzubauen, das mir entspricht [lacht], ein fröhliches Ereignis, das sich an das größtmögliche Publikum wendet und dabei gleichzeitig künstlerisch sehr anspruchsvoll bleibt. Mein Wunsch ist es auch neue Formate zu entwickeln, wie den Colmar Symphonic Mob (08.07.) bei dem Laien mit Profis Hits der Klassik spielen.
Sie haben sich auch dazu entschieden Musik und Gastronomie zu vermischen mit dem Konzert „Sinneserweckung“ (06.07.): Worum geht es?
Ich habe den Sternekoch Éric Girardin dazu eingeladen dem Publikum seine Interpretation eines Programms aus zwei Seiten von Mussorgski – die Ouvertüre von Die Fürstin Chowanski und seine berühmten Bilder einer Ausstellung – und des Violinkonzerts von Chatschaturjan zu liefern. Er wird kleine Häppchen anbieten, die man verkostet, während man die Werke hört, mit denen sie in Einklang stehen.
Das Festival bietet immer drei Uhrzeiten und drei Orte an (Koïfhus um 12:30 Uhr, Théâtre municipal um 18 Uhr und Église Saint-Matthieu um 20:30 Uhr)…
In der ersten Konzertreihe wollte ich junge Künstler des Conservatoire national Supérieur de Musique et de Danse aus Paris präsentieren, wo ich lehre, während die zweite dem Kammermusik-Repertorium gewidmet ist. Der Abend ist dem großen Orchester vorbehalten. Außerdem wollte ich Brücken zwischen den verschiedenen Konzerten eines Tages schlagen.
Was verstehen Sie darunter?
Nehmen wir ein Beispiel: Am Freitag den 7. Juli um 18 Uhr interpretieren der Pianist Cédric Tiberghien und Éric Génovese von der Comédie française Enoch Arden, ein Melodrama von Richard Strauss, während man um 20:30 Uhr eine andere Rarität des Komponisten hören kann, sein Konzert für Oboe mit dem großen François Leleux.
Ihr Programm ist von großem Eklektizismus geprägt…
Ich möchte in der Tat ein Repertorium präsentieren, das so breitgefächert wie möglich ist, von der Barockmusik bis zum Zeitgenössischen: Die Academy of St Martin in the Fields wird zum Beispiel einen Dialog zwischen Johann Sebastian Bach und Michael Tippett (12.07.) herstellen. Das Wichtigste bleibt die Übereinstimmung zwischen dem Interpreten und dem Werk: Ich werde das Festival mit meinem Frankfurter Orchester mit der 4. Sinfonie von Mahler (05.07.) eröffnen, einem Komponisten, den es in seiner DNA trägt, da es in den 1980er Jahren eine bemerkenswerte Gesamteinspielung unter der Leitung von Eliahu Inbal aufgenommen hat.
Im Koïfhus, im Théâtre municipal und in der Église Saint-Matthieu vom 5. bis 14. Juli
festival-colmar.com