Exit: Piet Van Dycke trotzt dem Gesetz der Schwerkraft
Der Flame Piet Van Dycke nimmt uns mit in Exit, Werk, das Tanz und Zirkus vereint, getragen von einem Künstler-Quartett, das die Gesetze des Gleichgewichts.
Nachdem er seine Tanzkompanie Circumstances in 2021 gründete und im gleichen Atemzug sein erstes Stück On Point kreierte – das schon die Beziehungen zwischen den Individuen anhand der mit Humor gespickten Abenteuer eines Akrobaten-Duos erkundete – präsentiert der junge Choreograph Piet Van Dycke, ehemaliger Schüler der Fontys School of the Arts de Tilburg (Niederlande), im Jahr 2022 eine zweite Produktion, die sich den Höhen nähert. In Exit beherrschen vier Individuen jeweils entweder die Kunst der Schaukel, der Strapaten, des Trapezes oder des Akrobatiktanzes, kommen und gehen durch fünf Türen einer bizarren Struktur mit rechten Winkeln. Im Zentrum ein Rola Bola, vertikal und statisch – aber nicht lange. Auf bei- den Seiten zwei Blöcke mit Flügeln, eine Art einstöckige, komplett starre, Gebäudefassade. Plötzlich taucht ein Zirkusartist auf. Er dringt in eine Öffnung ein, bald gefolgt von einem anderen und so weiter. Nach und nach erwärmt sich das kalte Licht der Projektoren und die Interpreten beginnen zu interagieren.
Indem sie aufeinander folgt, ineinander rennt oder einfach auf die andere Seite einer geschlossenen Tür geschleudert wird, erkundet die Gruppe die Beziehungen zwischen Individualität und Gemeinschaft, befragt uns zu unserem unaufhörlichen Rennen und unserem Streben nach fortwährender Bewegung. Dennoch werden sie das berühmte Brett nur in Bewegung brin- gen, wenn sie sich zusammentun und die Aufführung in eine neue Dimension führen, die noch luftiger und spektakulärer ist. Ob als Duo, Trio oder Quartett, werden ihre Gesten immer ähnlicher, Anfänge einer wachsenden Kohäsion, die es ihnen erlaubt, sich in die Luft zu werfen, mit der Biegsamkeit einer Katze, bis sie einen Hochsitz in mehr als zwei Metern Höhe erreichen. Von diesem Zeitpunkt an erste verblüffende Stürze, perfekt beherrscht, wie ein Wasserfall. Parallel dazu erklingen die Kompositionen von Bastiaan van Vuuren, alias Bastian Benjamin, DJ mit experimentellen Einflüssen, die aus der Verbindung von Klavier und Synthesizern, Schlag- zeug oder auch Schlaginstrumenten schöpfen, um eine Landschaft zwischen Dubstep, Break und Drum and Bass zu entwickeln. Während die Tänzer ohne Unterlass ihre Kostüme wechseln, verhält es sich gleichermaßen mit der bizarren ursprünglichen Installation. In einer phantastischen Stimmung im Hell-Dunkel-Kontrast, verändert sich ihre Form und verliert einen Teil ihrer seitlichen Türmchen, Rauchschwaden hüllen die Bühne ein und unterstreichen den Aufstieg der Künstler, gelenkige kleine Kapuzineraffen mit präzisen und millimetergenauen Bewegungen.
Im Maillon (Straßburg) vom 24. bis 26. April
maillon.eu