Hypersensible: Das introspektive Album von Gringe

Photo de Anthony Retournard

Mit seinem zweiten Soloalbum öffnet sich der Rapper Gringe mit 44 Jahren als Hypersensible. Ein Hoffnungsschimmer für einen Mann, der vom Spleen geprägt ist. 

Sind Worte Gegenmittel gegen das Böse, das die Seele quält? Für den Rapper Gringe sind sie „therapeutisch“. Nach sechs Jahren fern der Musik, während derer er andere künstlerische Medien, das Schreiben oder die Komödie erkundet hat, nimmt jener, der mit echtem Namen Guillaume Tranchant heißt, das Mikrophon wieder für Hypensible in die Hand, ein introspektives Album, das als Ventil dient. Als er im Jahr 1999 Orelsan in Caen begegnet, beginnt unser Mann seine musikalische Karriere. Gemeinsam bilden sie die Casseurs Flowters, fast fünfzehn Jahre lang, die „Brüder“, die eine Dummheit an die nächste reihen und zwischen Hip-Hop und Kino jonglieren. Im Jahr 2016 setzt das Duo diesem Abenteuer ein Ende, hört aber nie wirklich auf zusammenzuarbeiten – Feelings, präsent auf Hypersensible, ist das perfekte Beispiel dafür. Aus dieser Emanzipation entsteht im Jahr 2018 Enfant Lune, ein erstes Soloalbum. Auch wenn die Kreation dieses ersten Werkes ihm heute einen „zartbitteren Nachgeschmack“ hinterlässt, soweit, dass er die Musik sechs Jahre lang links liegen lässt, ist Hypersensible mit sehr viel mehr Überzeugung entstanden. Und dass insbesondere dank der Begegnung mit dem jungen Produzenten Tigri: „Er verstand es, alle meine Schreibwünsche in Musik zu übersetzen und seine Vorschläge treffen immer ins Schwarze“ lächelt Gringe. So sind aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit fünfzehn Titel entstanden. Alle sind von diversen und komplexen Klängen geprägt und zeugen von einer intensiven Arbeit der musikalischen Erkundung von Seiten der beiden Künstler, die ihre Inspirationen sowohl aus dem House wie aus südafrikanischen und brasilianischen Schlaginstrumenten schöpfen. 

Von einem Leben mit verschiedenen depressiven Phasen gezeichnet, schien es ihm essenziell seine Musik in Richtung der mentalen Gesundheit zu drehen. „Mir wird bewusst, dass es im Schreiben immer eine stärkende Dimension gibt, die es erlaubt meine Sensibilität in Worte zu fassen“, erkennt er an. Dieses Gefühl, das ihm so viel Schmerz bereitete, anhand seiner Verse zu entschlüsseln, erlaubt es ihm endlich eine Une Nuance au-dessus du noir (Nuance über dem Schwarz) zu er- blicken. In „einer Sorge vom Schatten ins Licht zu gehen“, so- wohl musikalisch als auch persönlich, stellt der Rapper seinen verschlungenen, aber realistischen Weg dar. Er beginnt alles, indem er seinen Verdruss und seine Wut teilt, wie im Stück Du Plomb, das er als Reaktion auf den Tod des jungen Nahel* im Jahr 2023 geschrieben hat. Zu einer bedrohlichen Produktion wirft der Rapper einen kalten Blick auf das aktuelle politische Klima, bevor er in Effet de surplomb Abstand nimmt, sehr viel ruhiger und überlegter ist. In diesem Titel entfaltet sich eine Art Resilienz, die sich im Laufe des Albums intensiviert, Gringe geht sogar so weit seinen Charakter zu akzeptieren, „hypersensibel wie eine Hyper-Power“, um schließlich darauf zu hoffen „Glückliche Tage zu schieben“. Schlussendlich be- sänftigt Musik tatsächlich die Sitten. 

In La BAM (Metz) am Donnerstag den 7. November 
citemusicale-metz.fr 

> Die Tournee spielt auch im Point d’Eau (Ostwald) am Freitag den
8. November, in L’Autre Canal (Nancy) am Dienstag den 28. Januar 2025, in La Vapeur (Dijon) am Mittwoch den 29. Januar 2025 und in La Cartonnerie (Reims) am Freitag den 14. Februar 2025

lepointdeau.comlautrecanalnancy.fr lavapeur.comcartonnerie.fr

Gringe – Hypersensible

Erschienen bei 3ème Bureau et Wagram Music 
3emebureau.shopwagram-stories.com 

* Der Tod des 17jährigen Nahel Merzouk im Rahmen einer Polizeikontrolle in Nanterre hat in ganz Frankreich Unruhen ausgelöst. 

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