In Auto Unser. Kult und Krise interessiert sich das Historische Museum Saar für die Entwicklung unserer Beziehung zum Auto.
Lange ein Symbol für Wohlstand, sozialen Aufstieg und Distinktion ist das Auto zu einem Symbol für Krisen und Umweltprobleme geworden. Gemeinsam mit dem Stadtarchiv Saarbrücken setzt das Historische Museum das Gewicht dieser Industrie in unseren Leben und jenem unserer Vorfahren in seinen Kontext. Von einem Kombi-Volkswagen, für einen Minister mitten auf dem Land mit seiner Sekretärin, der in ein rollendes Büro verwandelt wurde, zur Kitsch-Reklame mit stolzen Männern am Lenkrad funkelnder Rennwagen, fallen die geschlechtsspezifischen Zeichen sofort ins Auge. So wirbt die 504 mit aufklappbarem Verdeck mit dem Slogan „Peugeot-Niveau“, Frauen in Miniröcken machen dem Fahrer schöne Augen. Wir ziehen die Epoche der Zeichner vor, die ein Frauenprofil mit Haube und langen weißen Handschuhen zeigen, à la Zelda Fitzgerald. Die Pionierinnen des Automobil- Sports sind übrigens berühmt, mit offenem und aufsässigem Blick wie bei Camille du Gast, genannt „die Walküre der Mechanik“. Die Familien ihrerseits packen ihren gesamten Kram ins Auto, um für wenig Geld in den Bergen oder am Meer zu campen. Nicht zu vergessen die Kinder mit ihren Seifenkisten und ihren Kettcars die heimlich Playboy lesen. Und was die hunderte von Autos im Stau angeht, die sich wie auf einer Perlenschnur durch Saarbrücken ziehen, sind sie aus einer Epoche, von der man hofft, sie nicht wiederzuerleben.
Mittelstaedt
Im Historischen Museum Saar (Saarbrücken) bis zum 24. März
