Banksy in Basel: Building Castles In The Sky

Napalm, 2004
Eintauchen in die Schablonen des maskierten Graffiti-Sprühers Banksy mit Building Castles In The Sky, ein Blick auf die Karriere des berühmtesten Künstlers des Planeten.

Wenige lebende Kreativen können von sich sagen, dass die Massen zu ihren Retrospektiven strömen und das Mitten in einer Pandemie. Der Erfolg dieser Ausstellung zeigt zu was Banksy geworden ist. Sowohl von Stars, Sammlern als auch vom breiten Publikum vergöttert, hat sich der britische Graffitikünstler in zwanzig Jahren den Rang eines Weltstars erarbeitet. „Er ist der berühmteste zeitgenössische Künstler der Welt und zweifelsohne der repräsentativste dieses 21. Jahrhunderts, auch wenn er nicht der wichtigste ist“, sagt Stefano Antonelli, einer der drei Kuratoren des Ereignisses. „Wer anderes steht Mitten in der Sanitären Krise auf den Titelbildern der internationalen Zeitungen, weil er auf Instagram das Photo seiner Toilette gepostet hat, welche von gezeichneten Ratten belagert sind, die Chaos stiften?“ Die Banksymania kann jedoch überraschen, da es sich um einen street artist handelt, der aus der Anonymität sein Markenzeichen gemacht hat und stets das System kritisiert. Wie ein Robin Hood, mit seinen Farbdosen umgehängt, attackiert der maskierte Graffitikünstler die Autorität und die Mächtigen, stellt sich radikal auf die Seite der Gescheiterten des globalen Liberalismus: Kinder, Migranten, Geächtete und sogar Ratten, die zu seinem Emblem geworden sind. Ein Engagement, das ihn dazu führt ab 2003 auf einer Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland sein Kultbild Love Is In The Air zu malen. Ein Werk in Form eines Oxymoron: Man sieht darauf einen jungen wütenden Demonstranten dessen Molotowcocktail durch einen Blumenstrauß ersetzt wurde. Einfach, direkt, eloquent und teuflisch effizient!

Verformen um besser zu kritisieren

Mit der Wahl der Schablone schreibt sich Banksy ganz klar in die politischste Strömung der Kunst ein. Man denkt an russische Propaganda-Plakate, an den antinuklearen Kampf eines Ernest Pigngon-Ernest oder auch die Punkbewegung. Der anarchistische Unruhestifter steht ohne Komplexe zu seiner antimilitärischen, antiautoritären und antikapitalistischen Haltung. Davon zeugt Sale Ends Today (2007), das man hier entdeckt, ein wenig bekanntes Werk, das sehr sarkastisch ist. Von den biblischen Szenen der Renaissance inspiriert, sieht man eine weinende Frauengruppe vor der Passion Christi. Nur dass der Messias hier von einem einfachen Plakat ersetzt wird, welches das Ende des Schlussverkaufs ankündigt. Die ganze Kraft des britischen Künstlers ist da, in dieser berüchtigten Fähigkeit seine Nachricht in einem Bild zusammenzufassen, das sofort von jedem verstanden wird. „Er ist ein phantastischer Bildbauer, der Meister in der Technik der Verformung geworden ist“, unterstreicht Stefano Antonelli. Eines seiner stärksten Werke, das ebenfalls gezeigt wird ist Napalm (2004), das das berühmte Photo des von Napalm verbrannten Mädchens aufnimmt, welches 1972 von Nick Ut Mitten im Vietnamkrieg geschossen wurde, aber in der Banksy-Version von zwei Ikonen der amerikanischen Kultur, Mickey Mouse und Ronald McDonald begleitet wird.

 

Die gefährliche Welt von Disney

Jeder Form der Anerkennung durch das Milieu der Kunst widerstehend, gegen dessen Elitismus er seit jeher angeht, unterstützt Banksy keine Ausstellung, die seiner Produktion gewidmet ist. Jene in Basel gehört ebenso dazu und vereint rund hundert Werke aus privaten Sammlungen, die zum Großteil Anfang der 2000er Jahre realisiert wurden. Zwei von den drei neueren Werke im Rundgang stammen aus der temporären Installation Dismaland, dem dystopischen Freizeitpark – eine Art Disneyland für Depressive – das der Künstler 2015 in einem kleinen Küstenort in England eröffnete. Der multinationale amerikanische Konzern, Symbol einer oberflächlichen Gesellschaft, ist eine wiederkehrende Zielscheibe des Graffitikünstlers. Seine Skulptur Mickey Snake (2015), die alle Eltern warnt, präsentiert die Maus mit den großen Ohren, die von einer gefährlichen Boa aufgefressen wird, nicht ohne gleichzeitig eine schöne Hommage an den Kleinen Prinzen von Saint-Exupéry darzustellen.


In der Messe (Basel), bis zum 30. Mai
banksybasel.ch

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