Georgia on My Mind : Die Fondation Beyeler erkundet das Universum von Georgia O’Keeffe
Die Fondation Beyeler erkundet das zwischen Abstraktion und bildlicher Darstellung pendelnde Universum von Georgia O’Keeffe, der amerikanischen Ikone der modernen Kunst.
Abstufungen von intensivem Schwarz bis zum durchsichtigen Grau. Eine spiralenförmige Komposition mit schlanken Linien. Die Kohlezeichnung Early Abstraction von 1915 ist das älteste Stück dieser Georgia O’Keeffe (1887-1986) gewidmeten Ausstellung: Darin finden sich schon die Elemente der stilistischen Grammatik einer Frau deren Talent Alfred Stieglitz ins Auge fällt. Der Photograph und Gründer der Galerie 291 – wo er Picasso, Braque, Brancusi oder Duchamp vertritt –, wird auch ihr… Ehemann. Im Laufe der Säle entfaltet sich ein Universum, in dem Abstraktion und figurative Darstellung nebeneinander existieren und sich sogar oft auf delikate Weise vermischen: Im Jahr 1928 malt sie Gemälde von so unterschiedlicher Essenz wie East River from the Shelton Hotel, eine melancholische Landschaft à la Hopper und Abstraction – Alexius, in dem die Wolken den gesamten Raum einzunehmen scheinen, in herrlichen Windungen mit zahlreichen Blautönen.
Der Rundgang räumt natürlich ihrem symbolträchtigsten Motiv einen großen Platz ein: „Man nimmt sich selten die Zeit eine Blume wirklich zu betrachten. Ich habe sie groß genug gemalt, so dass andere sehen was ich sehe“, erklärt sie 1926. Eine Erklärung, die ziemlich weit entfernt ist von der freudschen Lesart, die oft angewandt wird und die sie ihr Leben lang ablehnte. Trotzdem sind die sexuellen Anspielungen in Inside Red Canna (1919), einem Beispiel unter vielen, evident mit seinem knallenden Rot und den vielsagenden Formen. Ekstase der Blütenblätter. Orgasmus der Blütenkronen. Trunkenheit der Blütestempel. Jeder wird darin sehen was er möchte… Botanisch und erotisch strahlen die Gemälde mächtige Lebensimpulse aus, wie die organischen und wogenden Landschaften, die sie ab 1929 in New Mexico malt, eine erstaunlich geschlechtliche Geologie, wie bei Black Place I (1944) oder Black Hills With Cedar (1941), das stark an Der Ursprung der Welt von Courbet erinnert. Sie begreift die besondere Vibration dieser Wüstenregion, in der sie sich definitiv 1949 installiert um dort öde Tafelberge und von der Sonne gebleichte Tierschädel darzustellen, die zu regelmäßigen Motiven werden. Die Künstlerin spielt außerdem mit den natürlichen Höhlen der Knochen in Kompositionen, in denen Proportionen und Maßstäbe verschwimmen, wie in Pelvis with the Distance (1943), das kurioserweise an den Surrealismus von Salvador Dalí erinnert. Um die Reise zu beenden tritt das Spätwerk von Georgia O’Keeffe in einen Dialog mit dem riesigen Black Mobile with Hole (1954) von Calder, der ihre Faszination für die unendlichen Weiten Amerikas teilte. Seine Begegnung mit Sky above Clouds / Yellow Horizon and Clouds (1976/77), einem Ölgemälde von mehr als zwei Metern Länge, erzeugt merkwürdige metaphysische Meditationsräume.
In der Fondation Beyeler (Riehen/ Basel) bis zum 22. Mai
fondationbeyeler.ch
> Geführte Besichtigung mit der Kuratorin Theodora Vischer, 30.03., 04.05. (18:30-20 Uhr)
> Open Studio, freies Aquarellatelier, 26. & 27.03, 23. & 24.04., 21. & 22.05. (10-18 Uhr)
> Kunstfrühstück mit geführter Besichtigung, 20.03. (9-12 Uhr)