Fokus auf Politische Körper im Maillon

Romáland © Andreas Simopoulos

Im Maillon analysieren die fünf Aufführungen des Höhepunktes Politische Körper die Zwänge der Gesellschaft zwischen Zuschreibung und Widerstand. 

Indem es Tanz und Theater fusioniert, nimmt sich Politische Körper – zwischen Zuschreibung und Widerstand fünf zeitgenössischer Geschichten an. Als zutiefst soziales Produkt bleibt der Körper Opfer seiner Zeit: Instrumentalisiert, Quelle von Vorurteilen oder Ungleichheiten, befragt er uns hier zum Einfluss der staatlichen und wirtschaftlichen Systeme. Mit New Report on Giving Birth, setzt die Choreographin Wen Hui, Persönlichkeit des zeitgenössischen theatralischen chinesischen Tanzes, so ihre engagierte Recherche seit ihrem Stück The Report on Giving Birth (koproduziert mit Pôle Sud, 13.- 15.03., in Chinesisch, Italienisch, Persisch, Thailändisch und Englisch mit französischen Übertiteln), aus dem Jahr 1999 fort. Nachdem sie sich der Realität der Frauen bewusst wurde, die in China der Ein-Kind-Politik unterliegen, hat sie Berichte aus der ganzen Welt vereint. Sie gehört auch zu den vier Interpreten auf der Bühne, zwischen dreißig und sechzig Jahren, jede vertraut sich zu ihrer (Un)Erfahrung der Mutterschaft an. Ihre Aussagen mischen sich mit jenen von anderen Frauen, aus verschiedenen Epochen, womit Lebenserzählungen gezeichnet und eine echte mehrsprachige sozialogische Untersuchung durchgeführt wird, inmitten eines Bühnenbildes, das vom Video profitiert. Indem sie die Decken, die sie in kleinen Bündeln transportieren, auf Wäscheleinen aufhängen, die auf der Bühne verteilt sind, folgen Gesichter und animierte Archive einander auf diesen bizarren Bildträgern. Die Mutter von Wen Hui erscheint ebenfalls, blickt auf die Kindheit ihrer Tochter zurück. Auch Familienphotos einer der Tänzerinnen werden projiziert, illustrieren ihren Willen Familien-und Berufsleben ins Gleichgewicht zu bringen. Berührend behandeln die Schauspielerinnen die Richtlinien, die heute auf dem Körper der Frauen lasten, zwischen Abschreckung vor einer Unterbrechung der Schwangerschaft in Italien bis zur Infragestellung des Rechts auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten. 


In Magic Maids (20. & 21.03., in englischer Sprache mit französischen Übertiteln), nutzen die Tänzerinnen Venuri Perera und Eisa Jocson, aus Sri Lanka und von den Philippinen ihrerseits ein Arsenal aus Besen, Objekten, die mit der Hexe und der Hausfrau in Verbindung gebracht werden um, nicht ohne Humor und Entschlossenheit die Ausbeutung und Verfolgung zu unterstreichen, die seit Generationen auf ihnen lasten. Mit Romáland (02.-04.04., in Griechisch und Romani, mit französischen und deutschen Übertiteln) von Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris, begegnen wir schließlich einer Gruppe von Roma, die aus Griechenland angereist ist. In einer Inszenierung, die an die Handschrift von Milo Rau in Medea’s Children erinnert – Halbdunkel, Kamera auf einem Stativ, die Livebilder und Aufnahmen projiziert, organische Bühnenbilder, Diskussionen, die von einem der Schauspieler orchestriert werden… –, jeder schildert seine Laufbahn in einer Gemeinschaft, die Opfer von Vorurteilen ist, zwischen ergreifenden Mitteilungen und Hoffnung für die Zukunft. 


Im Maillon (Straßburg) vom 12. März bis 4. April 

> Für die Aufführung Romáland, fährt der Kulturbus Offenburg/Straßburg am Mittwoch den 02.04., Abfahrt 19 Uhr gegenüber Kunstschule Offenburg 

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