Exotik & Extase

Schwetzingen Garten © Uschi Wetzel

Unter dem Thema Exotik, Faszination & Fantasie kündigt sich die Saison 2021 der Staatlichen Schlösser und Gärten wie eine lang ersehnte Reise an.

Die Staatlichen Schlösser und Gärten, die mehr als sechzig außergewöhnliche Standorte verwalten, darunter die schönsten Schlösser, Gärten, Klöster und andere Schmuckstücke des baden-württembergischen Kulturerbes, haben in ihren Reihen Wunderwerke wie das Schloss Solitude (Stuttgart), einen echten Rokoko-Palast, dessen Persönlichkeit dem Architekten Philippe de la Guépière zu verdanken ist. In diesem Jahr, das sich auf Exotik konzentriert, mobilisiert das Sommerprogramm vierzehn unter ihnen, wie das Schloss Bruchsal, das eine Ausstellung zum Rahmen des Begriffs zeigt (bis 12.09.). In den verschiedenen Gebäuden entdeckt der Besucher wertvolle Objekte aus weiter Ferne und Dekorationen, die den Wunsch nach Imitation abbilden, so wie im Holländischen Kabinett im Neuen Schloss Tettnang, in dem die Delfter Fliesen an China denken lassen, dessen Motive im 18. Jahrhundert in Mode sind. Auch der Fremde wird manchmal als Motiv benutzt… was daran erinnert, dass diese Faszination für die anderen Völker oft ein Trauma bedeutete. Man denke an die Statuen im Schloss Rastatt, die ottomanische Gefangene in Eisenketten darstellen…

Das diesjährige Epizentrum ist zweifelsohne das Schloss Schwetzingen, das vom Kurfürsten Carl Theodor errichtet wurde, dessen Räume voller Details von chinesischer oder orientalischer Inspiration sind. Seine 72 Hektar großen Gärten, die von Johann Ludwig Petri realisiert wurden – ganz gemäß dem Kanon der formellen geometrischen Perfektion à la française, deren theoretische Grundlage Antoine Joseph Dezallier d’Argenville aufstellte – sind voller Pflanzen aus der ganzen Welt. Im Nordwestlichen Teil entfaltet sich das Arboricum Theodoricum, ein wahrer botanischer Tempel mit Gewächshäusern, in denen sich Dattelpalmen, Zitronenbäume und Granatapfelbäume treffen… Aber das spektakulärste ist ein Gebäude, das weltweit einzigartig ist und zwischen 1779 und 1795 von Nicolas de Pigage gebaut wurde. Mit seinen beiden Minaretten und seiner Kuppel zeugt diese „Rote Moschee“– in den Lieblingsfarben des Monarchen, jener der Pfirsichblüten – von einer Epoche, in der der türkisch-orientalische Stil in Mode war. Mit seinen Mauern, die mit arabischen und deutschen Aphorismen dekoriert sind, war der Ort vom Souverän, der sich als einen toleranten Kosmopoliten betrachtete, dazu gedacht seine Adeligen zum Nachdenken anzuregen. Unmöglich hier nicht an die Ringparabel aus Nathan der Weise von Lessing (1779) zu denken, einen der Grundsteine der Aufklärung, die zeigt, dass Gott seine drei Söhne, die drei monotheistischen Religionen, alle gleich liebt, die sich trotzdem bekämpfen, da jeder denkt er besitze die Wahrheit. Eine Überlegung, die noch heute zum Nachdenken anregt…


An verschiedenen Orten in Baden-Württemberg, bis zum 31. Dezember 
schloesser-und-gaerten.de

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