Erwin Olaf & Hans Op de Beeck & Edward Steichen im MNHA

Erwin Olaf, Zwischen den Bäumen, Im Wald, 2020, Archival pigment print, 110x165 cm, © Studio Erwin Olaf, Amsterdam

Mit Erwin Olaf & Hans Op de Beeck : Inspired by Edward Steichen würdigt das MNHA den amerikanischen Meister der Photographie, in einem hypnotisierenden Dialog im Dreieck mit der zeitgenössischen Kunst.

Sie ist von 1904 und ist eine der zehn teuersten Photographien der Welt. Moonrise-Mamaroneck (Moonlight: The Pond) hat bei einer Versteigerung im Jahr 2006 fast drei Millionen Dollar erzielt. Mehr als ein Bild, ein Gemälde, eine mysteriöse und melancholische Aufnahme eines Teichs im Mondschein… Vom amerikanischen Star der Photographie Edward Steichen (1879-1973) signiert, gehört einer der drei bekannten Abzüge dieses Werkes zu den 178, die die Stiftung des aus dem Großherzogtum stammenden Künstlers 1985 an den luxemburgischen Staat vermachte. Mit sechs anderen stellt sie das Zentrum und den Ausgangspunkt einer Ausstellung dar, in der zwei Künstler von heute einen Blick auf den Meister werfen: Der niederländische Photograph Erwin Olaf und der belgische Bildhauer Hans Op de Beeck. Auf die Landschaften in der Dämmerung von Steichen, die mal abstrakte Wandteppiche (Nocturne-Orangerie Staircase, 1910) mal japanische Druckgrafiken (The Pool-Evening, 1899) bilden, antworten ebenso die theatralischen Kompositionen in schwarzweiß des Ersten wie die großen Aquarelle und die desillusionierten Skulpturen des Zweiten.

Edward Steichen, The Pool-Evening, 1899, printed after 1953, Gelatin silver print, Coll. MNHA

Für seine Serie Im Wald (2020) eine esoterische Allegorie der gebieterischen Gleichgültigkeit der Natur und ihrer ohrenbetäubenden, stillen Kraft – inspiriert von den großen Malern der Romantik – scheint Olaf den genialen Pionier vielfach direkt zu zitieren. Wenn da nicht die gespenstischen Silhouetten auf dem Boot wäre, das ihn durchquert, könnte die beklemmend ruhige Landschaft von Auf dem See (2020) in der Tat, aufgrund ihrer Lichtspiele zwischen Himmel und Wasser, Nebel und Spiegelungen, mit dem metaphysischen Big White Cloud (1904) des Mentors verwechselt werden. Was das traumhafte monochrome Zwischen den Bäumen (2020) angeht, dem die Stämme jahrhunderteralter Bäume Rhythmus verleihen, könnte man darin fast eine Kopie – in einer nächtlichen und düsteren Version – des ikonischen Pond von Steichen sehen. Im Dialog mit allen diesen Photographien deklinieren die riesigen Aquarelle und monochromen Skulpturen von Op de Beeck ihrerseits ebenfalls die dumpfe Palette der Grautöne. Jede der „visuellen Fiktionen“ des Flamen wirkt wie eine Unterbrechung der Zeit, wie beim lebensgroßen jugendlichen Paar der ergreifenden Installation The Cliff (2019), auf seinem Felsen sitzend, mit den Füßen im Leeren. Die Kunst und das Leben gehen ineinander über, um uns besser den Spiegel vorzuhalten, uns die Natur und das Überwältigende zu zeigen, uns auf unsere Sterblichkeit und unsere Bedeutungslosigkeit zurückzuwerfen. Dieses narrative Potential der Bilder, diese unvollendeten Geschichten, die wie Fluchtpunkte der Vorstellungskraft des Betrachters geschenkt werden, ist sicherlich das, was die drei hier präsentierten Künstler am meisten vereint.

Erwin Olaf
Hans Op de Beeck, The Cliff, 2019 © Studio Hans Op de Beeck, Brussels

Im Musée national d’Histoire et d’Art (Luxemburg) bis zum 11. Juni

mnha.lu

Das könnte dir auch gefallen