Émilie Girard, neue Direktorin der Straßburger Museen

Portrait de Benoît Linder

Die neue Direktorin der Straßburger Museen sieht sie als „eine Institution, die für den Öffentlichen Dienst arbeitet“. Gespräch mit Émilie Girard, die vom „Planeten Mucem1“ stammt. 

Was hat Ihnen Lust darauf gemacht Marseille zu verlassen, wo Sie seit 2006 arbeiteten, um nach Straßburg zu kommen? 
Dieser Begriff des Museumsnetzwerkes ist grundlegend: So ist es möglich die Sammlungen verschiedener Häuser in einen Dialog treten zu lassen, die Disziplinen miteinander zu kombinieren, Begegnungen zu schaffen und die Werke in einen Dialog zu stellen. Diese Möglichkeiten haben mich vor allem interessiert. 

Wie würden Sie ihre Strategie für die Museen definieren?
Als ich angekommen bin, im Januar, war mein erster Wunsch ein Einrichtungs- Projekt wiederaufzubauen: Das ist eine verborgene Arbeit, die für das Publikum nicht sichtbar ist, aber es erlauben wird die großen Linien der Wissenschafts- und Kulturpolitik in den elf Museen zu definieren. Es ermöglicht es, alle zusammen, die grundlegenden Fragen zu stellen: Was wollen wir machen? Welche Mittel stehen uns zur Verfügung?

Von welcher Philosophie werden Sie getragen?
Unsere Einrichtungen müssen mit ihrer Zeit gehen: Sie sind Orte des Lebens, nicht des musealen Konsums. Die Praktiken haben sich verändert: Man kommt nicht mehr einfach eine Ausstellung an- schauen und eine Postkarte kaufen… und das war es dann! Ein Museum ist ein Raum, den man mit der Familie, mit Freunden, erleben kann, ein Ort wo man seine Mittagspause verbringt oder meditiert… Man muss ein offenes Ohr für diese neuen Praktiken haben und konkrete Aktionen vorschlagen – zum Beispiel den Hof des Palais Rohan neu bespielen. Wenn man alle diese kleinen Gesten zusammennimmt, bewegt das schon viel! 

Die ökologische Wende steht im Zentrum ihres Projekts: Sie haben in Le Monde einen Beitrag dazu mitunerschrieben2  
Es ist eine vielförmige Problematik, die sich in einer Überlegung zur Steuerung des Klimas in den Ausstellungssälen oder jener der Produktion von Ausstellungen ausdrückt, deren ökologisch gebaute Elemente der Inszenierung wiederverwandt werden können. Das impliziert auch, aus der Logik des ständigen Ereignisses auszutreten, bei der ein Ausstellungsprojekt das nächste jagt, wo ständig etwas Neues geboten werden muss… 

Ist die Kreation eines Ortes, der dazu bestimmt ist, Sonderausstellungen zu empfangen noch aktuell?
Im Rahmen der Renovierung des Palais Rohan, die nicht sofort geschehen wird, hoffen wir die Räume neu aufteilen zu können – einige werden wenig oder gar nicht genutzt – um dies umzusetzen. Für den Moment ist die Ancienne Douane3 auf Eis gelegt. 

Im Mucem haben Sie im Jahr 2021 einen Dialog zwischen den Werken von Jeff Koons und den Sammlungen hergestellt: Haben Sie vor Künstler am Museumsleben teilhaben zu lassen? 
Das ist fundamental und umso mehr für Straßburg geeignet als die verschiedenen Museen zahlreiche mögliche Einstiege ermöglichen. Es gibt Künstler, mit denen ich gerne arbeiten würde wie Wim Delvoye oder andere, mit denen ich schon zusammengearbeitet habe, die noch viel zu bieten haben wie Ilaria Turba, die zum Begriff der Erzählung und den Beziehungen zwischen den Individuen arbeitet. 

Was ist der Höhepunkt der Museumssaison?
Die Wiedereröffnung des Zoologischen Museums im zweiten Halbjahr 2025, dessen Geist die Politik widerspiegeln wird, über die ich gesprochen habe. 

Das komplette Programm findet man auf musees.strasbourg.eu 

1 Museum der europäischen Zivilisationen und des Mittelmeeres von Marseille – mucem.org
2 „Die Museen müssen voll und ganz ihre Rolle in der ökologischen Debatte spielen“, Beitrag (in französischer Sprache) erschienen in Le Monde vom 17. Dezember 2023 
3 Bis ins Jahr 2000 empfing die Ancienne Douane große Ausstellungen der Museen. Einige Stimmen wünschen sich, dass sie diesen Status wieder erhält. 

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