Dreiländermuseum: Der Ruf nach Freiheit
Die Ausstellung Der Ruf nach Freiheit befasst sich mit den Revolutionen von 1848-49 in Deutschland, Frankreich und der Schweiz und hinterfragt auch die zeitgenössischen Varianten des Konzepts.
Der Rundgang dieser dreiteiligen Ausstellung beginnt mit einer Beschreibung dessen, was die Revolution von 1848/49 war: „Nie hat man eine revolutionäre Bewegung von solchen Ausmaßen und einen so großen Aufruhr erlebt“, erinnert Jan Merk, der neue Direktor des Dreiländermuseums. Ein erster Teil widmet sich diesem Verlangen nach Demokratie in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, anhand symbolträchtiger Objekte, die von erhellenden Erklärungen begleitet werden: Eine Bronzefigur von Wilhelm Tell von Richard Kissling – ein Mythos der eine andere Realität überdeckt, den Sonderbundskrieg, der zu einer Verfassung führte, die mehr oder weniger jener der heutigen Schweizerischen Eidgenossenschaft entspricht – oder die Erklärung der Grundrechte des deutschen Volkes, die im Dezember 1848 verabschiedet wurden. Ohne die schönen Zeugnisse der „Februarrevolution“ zu vergessen, in der die Pariser sich erhoben und Louis-Philippe zur Abdankung brachten, bevor die Zweite Französische Republik von Alphonse de Lamartine verkündet wurde.
In einem zweiten Teil entdeckt man die Bedeutung dieser Bewegungen in Baden und den angrenzenden Gebieten, mit drei Aufständen, die sie durchziehen (April und September 1848, dann Mai 1849) und ihre markanten Figuren wie Friedrich Hecker. Er scheiterte bei dem Versuch die deutschen Prinzen zu stürzen und eine Republik zu gründen und nachdem er ins amerikanische Exil ging, wurde ihm ein wahrer Kult gewidmet: Pfeifen, Tabakdosen und Anstecker zeugen davon. Man trifft auch auf Gustav Struve, der – zum ersten Mal – am 21. September 1848 in Lörrach die Deutsche Republik ausrief und „Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“ forderte. Diese Zeit wird von einer Tunika aus blauem Leinen, dem Freischärlerhemd, illustriert (mit seiner schwarz-rot-goldenen Schärpe), einem epischen Ölgemälde, das das Gefecht auf der Scheidegg – in der Nähe von Kandern – zeigt oder auch einem riesigen revolutionären Gemälde, das auf einen Jutestoff gemalt wurde, einem echten Meisterwerk der Volkskunst. Nach diesem faszinierenden Sprung in die Vergangenheit befasst sich ein dritter Teil mit der Freiheit heute: „Sie ist grundlegend in einer Epoche, in der wir mehr als jemals zuvor von Totalitarismus und Populismus bedroht sind“, fasst Jan Merk zusammen. Zwischen dem Zustand der Demokratie in der Welt – mit einer erhellenden Karte – und einer Zukunftsvision anhand eines Kunstwerkes von Arno Dietsche, einer digitalen Collage, die mit einer KI realisiert wurde, in der Fragen von brennender Aktualität gestellt werden. Und man erinnert sich an eine Gravur von 1830, die am Anfang der Ausstellung hängt, in der die Freiheit von einem kleinen Mädchen symbolisiert wird, das eine Phrygische Mütze trägt und von den Repräsentanten der Machthabenden (König, Kirche, Adel) an der Leine geführt wird. Sie haben andere Namen, sind aber immer noch da…
Im Dreiländermuseum (Lörrach) bis zum 19. Mai 2024
dreilaendermuseum.eu