Die SaarART lädt zum Rendez-vous des amis
Mit 62 Künstlern in 11 Institutionen treffen sich die Künstler der SaarART 2023 zu einem Rendez-vous des amis, mit der Natur als rotem Faden.
Von Saarbrücken bis St. Wendel, von Neunkirchen bis Merzig (ohne einen Ausflug nach Berlin zu vergessen), lässt das große Rendez-vous, das die SaarART darstellt, elf Orte im Saarland erstrahlen. Auf Betreiben von Dr. Andrea Jahn, Kunstwissenschaftliche Vorständin des Saarländischen Kulturbesitzes und Direktorin der Modernen Galerie des Saarlandmuseums hin, wurden zum ersten Mal Künstler aus der grenzüberschreitenden Großregion (Luxemburg, Lothringen) ausgewählt, ebenso wie die saarländischen Künstler, um den Puls der aktuellen Kreation zu spüren. In jeder Institution findet man die vier vorgegebenen Themen wieder (Identität, Isolation, Vergänglichkeit und Schönheit), die sich in mehr oder weniger starker Ausprägung in den ausgestellten Werken ausdrücken. In der Stadtgalerie Saarbrücken stellt so Arthur Débert ein Ensemble von Skulpturen aus, das dazu gemacht wurde von Hand zu Hand weitergereicht zu werden, von denen einige mit 3D-Druckverfahren, andere als traditionelle Güsse hergestellt wurden. Seine Reproduktionen von Objekten, die woanders existieren, sind dazu gedacht vom Besucher transportiert zu werden, um eine Geschichte der unaufhörlichen Bewegung zu erzählen. Im Kulturzentrum am EuroBahnhof (KuBa) enthüllt Cordula Sumalvico ihre starken, großformatigen figurativen Gemälde voller Frauen von heute. Becks Theory, das von der kognitiven Verhaltenstherapie von Aaron Beck inspiriert ist, die in den 1970er Jahren die Behandlung der Depression revolutionierte, zeigt innerlich gequälte Wesen inmitten eines Flusses aus Blut.
Um Mühe und Worte geht es auch bei Stefania Becheanu (Ludwig Galerie Saarlouis), die zur Konfrontation zwischen dem Mündlichen und dem Schriftlichen arbeitet, Symbol der Schwierigkeiten in der Aneignung der Sprache für Einwanderer. Ihr gesamter Text nimmt die Form eines Redeflusses im Stil von „Dekoituparl?“ an. In Merzig (Museum Schloss Fellenberg) produziert Stefan Zöllner ein Kuriositätenkabinett mit surrealistischen Beziehungen, Aggregate von gefundenen, komischen und faszinierenden Objekten. Das Projekt, das am meisten aus der Reihe tanzt, ist jenes des Kollektivs Bremm, das auf der Bremm ausstellt, einer Art Pufferzone zwischen Deutschland und Frankreich, mit einer ehemaligen Zollstation und einem Gestapo-Lager, das zu einem no man’s land geworden ist. Blicken wir zum Abschluss dieser großen Auswahl in die Moderne Galerie: Paulette Penje hat ein Video-Triptychon auf dem Dach des Saarlandmuseums kreiert, in dem sie tanzt und dabei ihren Körper und den Boden mit Farbe besprüht, in einem vergänglichen Engagement, das beim ersten Regen (oder der Dusche) verschwinden wird. Eine weitere Performance ist in den Stahlwindungen des Weltkulturerbes Völklinger Hütte entstanden. Elodie Grethen lässt sich ihrerseits von Ingres für ihre Odalisque beeinflussen, das Photo einer nichtbinären Person, deren Rückgrat wie im Ursprungsgemälde verlängert wurde. Die Wellen des Vorhangs, auf die ihr Bild projiziert wird, verstärken den Eindruck des Bizarren, den es ausstrahlt. Vor Ort haben Bettina van Haaren & Wolfgang Folmer auf eine riesige Wand eine phantastische Welt gezeichnet, die voller Gewalt ist, inmitten von Engels-Darstellungen und römischen Kolonnen. Und wie könnte man schließlich nicht schwach werden vor dem bitteren Humor von Shakti Paqué, die in ein Kleid aus Luftpolsterfolie eingehüllt ist, welche sie nach und nach mit den Fingern zum Explodieren bringt, in einem 27minütigen Video. Wie ein Spiegel, der unserer Zeit vorgehalten wird, wiederholt sie endlos: „Er likt mich. Er likt mich nicht.“
Saar Art bis September im Museum Schloss Fellenberg (Merzig), Städtische Galerie (Neunkirchen), Ludwig Galerie & Institut für aktuelle Kunst (Saarlouis), Moderne Galerie des Saarlandmuseums, Stadtgalerie Saarbrücken, Saarländisches Künstlerhaus & KuBa (Saarbrücken), Museum St. Wendel, Weltkulturerbe Völklinger Hütte (Völklingen) & Europäisches Kulturforum Berlin
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