Die Kunsthalle Mannheim und Hoover Hager Lassnig

Nan Hoover Zweieinhalb Monate, 1972, © Nan Hoover (détail) Foundation, Courtesy Sebastian Fath Contemporary

Mit Hoover Hager Lassnig präsentiert die Kunsthalle Mannheim drei Frauen, die zu spät anerkannt wurden, aber das 20. Jahrhundert zutiefst geprägt haben.

Formell präsentiert sich die Ausstellung in Form von drei Einzelpräsentationen, die sich in ineinander übergehenden Räumen entfalten, aber „Übereinstimmungen verbinden die Künstlerinnen wie ein roter Faden“, fasst Johan Holten, der Direktor der Kunsthalle, zusammen. Indem sie den Platz in der Welt hinterfragt, durchzieht die Beziehung zum Licht, zum Körper und zum Raum in der Tat die Werke der Künstlerinnen, die auch ein sehr frühes Interesse für den Surrealismus gemeinsam haben. Zarte Zeichnungen aus den 1960er Jahren von Nan Hoover (1931-2008) zeugen davon, in Traum-Universen in denen ineinander verschlungene Körper aus dem Unterbewusstsein auftauchen. Vor Kurzem wiederentdeckt – und erstmals ausgestellt – verstärken Pop- Gemälde in strahlenden Farben das Thema, das den libertären Geist der Siebziger Jahre zu konzentrieren scheint, zwischen psychedelischer Trance, sinnlicher Ektase und Überlegungen zu Dominationsbeziehungen zwischen den Geschlechtern. Im Jahr 1973 entdeckt die Amerikanerin das Video, zu deren Pionierin sie neben Bill Viola oder Nam Jun Paink wird: Man ist verblüfft von ihren minimalistischen Installationen, Spielen mit Undurchschaubarkeit und Transparenz, Schatten und Licht, die ihre bildlichen Beschäftigungen – sie hat sich stets als Malerin definiert – in ein Universum mobiler Bilder übertragen, das den Körper in eine Landschaft verwandelt.

Kunsthalle Mannheim
Kunsthalle Mannheim: Anneliese Hager, o.T. (Portrait A. H.), 1947, Harvard Art
Museums/Busch- Reisinger Museum, Geschenk der German
Friends des Busch- Reisinger Museum, © Estate of Anneliese
Hager, photo : President und Kollegen des Harvard College

Der Übergang zu Anneliese Hager (1904-1997) liegt auf der Hand, die augenscheinlich diejenige des Trios ist, die am wenigsten bekannt ist: Als surrealistische Poetin hat sie faszinierende Fotogramme realisiert – die oft ihre Gedichte illustrieren – für welche sie Stücke von ausgeschnittenem Karton oder Zellophan benutzt, sowie Glas und Wolle, oder auch Sandkörner, die sie auf lichtempfindlichen Foto-Papier verteilt. Die Deutsche, die eine der drei Frauen war, die an der CoBrA-Ausstellung im Jahr 1949 teilnahm, hinterlässt bezaubernde Kompositionen: Seitenprofile, die in flüssigen Universen schweben, stehen rußfarbenen Windungen gegenüber oder einem Gesicht von ergreifender Abstraktion, das sich vor dem Nichts abzeichnet. Sehr viel berühmter ist Maria Lassnig (1919-2014), die den Rundgang mit ihren großformatigen Gemälden abschließt, in denen sie ihr Bewusstsein für den eigenen Körper erkundet, wobei sie ihre innere Gefühlswelt auf die Leinwand bringt. Die österreichische Malerin liefert explosive Selbstportraits: Mit ihren grellen Fleischtönen, die von Türkisgrün und beunruhigenden Gelbtönen überzogen sind, zeigt sie gequälte Körper, die Francis Bacon in nichts nachstehen. Auch wenn der Bezug zu Egon Schiele offensichtlich ist, entfernt sie sich von ihm in einer Kunst der inneren Konflikte und des Schmerzes von extremer Direktheit, die die Gesetze der Anatomie auf den Kopf stellt. Ihr Theater der Grausamkeit beherrscht die Leinwand, mit lebendigen Ausläufen und hybriden Wesen, die alles zeigen, was ihren Geist heimsucht.

Kunsthalle Mannheim
Kunsthalle Mannheim: Maria Lassnig, Selbstporträt mit Stab, 1971 © Maria Lassnig
Stiftung / VG Bild-Kunst, Bonn 2023

In der Kunsthalle Mannheim bis zum 28. April 2024 verlängert
kuma.art

> I am a painter zeigt die Werke von Nan Hoover in der Galerie Sebastian Fath (Mannheim) bis zum 16. Dezember

fath-contemporary.de

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