Die Fondation Beyeler feiert ihr 25. Jubiläum mit Duane Hanson
Zum 25-jährigen Jubiläum präsentiert die Fondation Beyeler eine beeindruckende Sammlungs-Ausstellung, durch die hyperrealistische Figuren des amerikanischen Bildhauers Duane Hanson spazieren.
Blicke ins Leere, hängendes Fleisch in Blumen-Hemden und billigen geringelten Polo-Shirts, das Rentner-Duosie mit vor Krampfadern schweren Beinen, er mit kahlem Kopfhat sich einen Moment hingesetzt, um sich auszuruhen. Die Erschöpfung des Rundgangs, mit seinen hunderten von Meisterwerken, die über mehr als zwanzig Säle verteilt sind, liest man auf ihren Gesichtern. Das zusam-mengerollte Ausstellungs-Heft in der Hand, schenken sie dem leuchtenden Rothko, dem sie den Rücken zuwenden, zwischen glühendem Orange und brennendem Rot (Untitled (Red, Orange), 1968) keinerlei Beachtung mehr. Müde so viel Schönes gesehen zu haben… Wie die Mutter, nicht weit entfernt, die mit ihrer stämmigen Silhouette den in seinem Kinderwagen liegenden Säugling schiebt, in einem Slalom zwischen dem langgliedrigen Homme qui marche II und den Grandes Femmes (III und IV) von Giacometti.
Um ihr 25-jähriges Jubiläum zu feiern, hat die Fondation Beyeler richtig zugelangt, indem sie eine explosive Präsentation ihrer prestigeträchtigen Sammlung organisiert hat, dank dreizehn hyperrealistischen Skulpturen des Amerikaners Duane Hanson (1925-1996) mit seinen Figuren in Form von gebeutelten Archetypen des einfachen und arbeitenden Volkes – Herr und Frau Jedermann der erbarmungslosen Konsumgesellschaft, die geschickt zwischen den Schmuck- stücken der Institution verteilt sind. Man trifft auf das Vieux Couple sur un banc (1994), die Femme avec Enfant dans la poussette (1985), aber auch den dickbäuchigen Homme sur la tondeuse (1995), der sich mit Schildmütze auf dem Kopf und Cola-Dose in der Hand daran macht, den Garten rund um das Bassin aux nymphéas (1917-20) von Monet zu mähen. Im großen zentralen Raum machen drei Arbeiter, die damit beauftragt sind, die monumentale Pyramide von Anselm Kiefer zu installieren (Dein und mein Alter und das Alter der Welt, 1997), ihre Mittagspause (Lunchbreak, 1989), während eine Reinigungskraft, mit nacktem Oberkörper und vor Schweiß glänzend, mit Sorgfalt die Fenster putzt (Window Washer, 1984). „Der installierte Dialog funktioniert wie ein Spiegel des alltäglichen Lebens des Museums, mit den Besuchern, die es durchstreifen und den Arbeitern des Schattens, die es am Laufen halten“, unterstreicht der Kurator der Ausstellung, Raphaël Bouvier.
Der Basler Galerist Ernst Beyeler (1921-2010) hat mit seiner Ehefrau Hildy eine der wichtigsten Sammlungen für moderne Kunst der Welt aufgebaut, die seit 1997 in einem von Renzo Piano entworfenen Gebäude aufbewahrt wird. Rund dreißig Picassos, das ergreifende Portrait von Madame Cézanne à la chaise jaune (1888-1890), das unglaubliche Ponge feu follet noir (1947) von Dubuffet… Der Bestand, der nach dem Tod des Paares durch Ankäufe erstklassiger zeitgenössischer Künstler erweitert wurde (insbesondere Frauen, von Louise Bourgeois bis Leonor Antunes, über Marlene Dumas), umfasst rund 400 Werke. Die beiden neuesten, Poltergeist (2020), der Britin Rachel Whiteread, und La Source ou Nu dans la baignoire (1917), von Bonnard, werden hier übrigens erstmals präsentiert.
In der Fondation Beyeler (Riehen / Base) bis zum 8. Januar 2023
fondationbeyeler.ch
> Im Zuge ihres Jubiläums lanciert die Fondation die Friday Beyeler, 14 Abende, an denen die Studenten und lehrenden Künstler der Hochschule für Gestaltung (FHNW) das Foyer des Museums in eine kreative Plattform verwandeln (jeden Freitag bis zum 16. Dezember, 18-22 Uhr)