Der Simurgh landet in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

Slavs and Tatars, Kitab Kebab (For the Birds) & Astaneh (Persian) © Stefan Altenburger Photography / Staatliche Kunsthalle Baden-Baden

Der wohlwollende mythologische Vogel, der Simurgh steht im Zentrum der gleichnamigen monographischen Ausstellung von Slavs and Tatars. 

Das Berliner Kollektiv Slavs and Tatars hinterfragt die potentiell möglichen Überschneidungen zwischen Kulturen, mit Eurasien als künstlerischem Postulat, um dazu anzuregen den westlichen Blick auf den sehr fernen Osten zu richten. Diese Ausstellung mit dem Titel Simurgh, spiegelt dies wider, da hier ein sagenumwobener Vogel aus der persischen und türkischen Mythologie evoziert wird, der seine Flügel von der Ukraine bis zur Region Xinjiang entfaltet. Eine Legende mit zahlreichen Themen, wie der Beziehung zwischen allen Lebewesen. In ihrem modus operandi gehen die Mitglieder des Kollektivs außerdem gerne einen Dia- log mit anderen Künstlern ein, deswegen beginnt der Rund- gang mit einem Beitrag des Türken Cevdet Erek. Im riesigen Hauptsaal der Kunsthalle ist Courtyard Ornamentation with Four Sounding Dots and a (Fake) Shade (2025) installiert, eine minimalistische Klanginstallation, in der vier Lautsprecher schlagende Motive ausstrahlen, die rhythmische Kombinationen generieren. Es handelt sich um eine Einladung dazu, die potentielle Einheit des so definierten metaphysischen Raums zu erkunden, in einer Herangehensweise, die von der Rhythmusanalyse nach Henri Lefebvre inspiriert ist, die unser „Zusammen Sein“ an einem determinierten Ort analysiert. In einem zweiten Saal entfaltet sich das Pionierwerk von Marcel Broodthaers eine Inspiration für Slavs and Tatars , Musée d’Art Moderne, Département des Aigles (1968-72), Fragment eines wahnsinnigen Projektes, das die museale Institution hinterfragt, die als ein Ort der Macht angesehen wird, unter der Schirmherrschaft eines Raubvogels, der den westlichen Nationalismus verkörpert. 

So macht sich This is not that (2024) über die Gemälde-Ikone von Magritte La Trahison des images (Verrat der Bilder) lustig (die eine Pfeife darstellt mit dem Untertitel „Dies ist keine Pfeife“), mit einer Wasserpfeife und einem Text, der halb in französischer, halb in arabischer Sprache geschrieben ist. Samovar (2024) seinerseits bezieht sich sehr direkt auf Chez votre fournisseur (1968) von Broodthaers, indem die Weinflasche durch ein Utensil zum Erhitzen des Teewassers ersetzt wird und die Adler von… Simurgh! Der begünstigende Vogel schwebt definitiv über der gesamten Ausstellung. Man entdeckt ihn anhand zahlreicher profaner Avatare – Spiel, Trikot, Tasse, Wodka-Flasche… – in einem Saal mit dem Titel Valley of Knowledge, der mit einer Tapete dekoriert ist, die seinen Namen übersetzt um die mögliche Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Ausdrucksweisen zu illustrieren (geschrieben/gesprochen, menschlich/göttlich, etc.). Man ist fasziniert von einem riesigen Wandteppich aus Wolle, Rabbit’s blood (2024), der zeigt, dass Slavs and Tatars seinen Blick auf die Grenzen von Glaubens-Systemen und die Peripherien der Rituale richtet, Spielräumen des Übergangs, die Synkretismus begünstigen. 

In der Staatlichen Kunsthalle (Baden-Baden) bis 18. Mai
kunsthalle-baden-baden.deslavsandtatars.com 

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