Der Salmen erzählt Offenburg

© Blubb Media

Der Salmen, das ehemalige Gasthaus voller Revolutionäre, das dann zur Synagoge wurde, ist zu einem wichtigen Museum in Offenburg geworden.

Die Pflastersteine, die in den Hof mit weißen Mauern des Salmen führen, verraten nichts über das Alter des ehemaligen Gasthauses aus dem 18. Jahrhundert oder über das was sich hier im Laufe der Zeit abspielte. Dabei weiß man, dass Pflastersteine und Revolutionen oft Hand in Hand gehen. Im Jahr 1847 versammeln sich in seinem großen Saal die Anwälte Gustav von Struve und Friedrich Hecker oder auch die Ärzte Karl Heinrich Schaible und Franz Volk, Galionsfiguren einer Bewegung, die die 13 Forderungen des Volkes in Baden verfasste (hier im Original ausgestellt), die hier von 900 Personen gewählt wurden, welche sich hier (gemeinsam mit einigen Spionen) zusammendrängten. „Rund fünfzig Jahre nach der Französischen Revolution haben diese Männer damit die erste Basis einer demokratischen deutschen Verfassung unterschrieben, die ein Wegbereiter für die Revolution von 1848 war“, erklärt Dr. Wolfang Reinbold, der Verantwortliche des Stadtarchivs von Offenburg und Leiter des Museums im Ritterhaus. „Das haben sie teuer bezahlt und sie mussten zum Großteil ins Exil ins Ausland flüchten. Die Revolution gelang nicht, aber ihr Programm diente als Basis für die Verfassung von 1919. Darin forderten Sie Pressefreiheit, die Abschaffung der Privilegien, Versammlungsrecht, aber auch Zugang zur Kultur und Bildung für alle.“ Diese Seite der Geschichte wird dazu benutzt den Besucher auf spielerische und interaktive Weise (mit farbigen Etiketten und kleinen Zetteln zum Ausfüllen) zur Demokratie zu befragen, zu dem was es zu verteidigen gilt, zu dem was heute noch zählt.

Der Salmen © Jigal Fichtner
Der Salmen © Jigal Fichtner

Mehrere Werke können konsultiert werden, darunter die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin von Olympe de Gouges. Ab 1875 wird der Ort bis 1938 zu einer Synagoge. Die Nazis verwüsten sie, ein Vorspiel der Ausschreitungen, die zur fast vollständigen Auslöschung der Juden in Offenburg führten. Nur 12 von 230 Deportierten überlebten. Die Erinnerungs-und Gedenkarbeit wird durch die Projektion eines 25minütigen Films in 270° unterstützt, auf drei der Wände des großen Festsaals, der zum Gebetsraum wurde. „Eine ganz und gar realistische Fiktion“, versichert Dr. Wolfgang Reinbold. „Wir haben einen roten Faden geschaffen, eine von einem Uhrmacher hergestellte Uhr, die es erlaubt zwischen den markanten Epochen dieses Ortes hin und her zu reisen, zwischen revolutionärem Geist und schrecklichen Übergriffen. Der Salmen ist in dieser Hinsicht einzigartig, da er diese drei Seiten unserer Geschichte konzentriert.“ Das Ganze ist mehr als gelungen und voller Emotionen setzen wir die Besichtigung des letzten Teils des Hauses fort, die der Geschichte der jüdischen Gemeinde der Stadt gewidmet ist und Dokumente, Objekte sowie Photographien präsentiert. Auch hier treffen die Fragen, die uns gestellt werden ins Schwarze: „Was haben die Mitglieder ihrer Familie während des Nationalsozialismus gemacht?“ Der Epilog spielt sich im Gedenksaal ab: Ein langer dunkler Flur mit einem Spiegel an beiden Enden und eine schwarze Bank über die gesamte Länge hinweg. Eine Konfrontation mit unseren Gedanken, der Geschichte und ihren Geistern.


Der Salmen (Offenburg) dienstags, donnerstags, freitags (14-20 Uhr), samstags, sonntags und feiertags (außer Montag & Mittwoch) 11-17 Uhr

der-salmen.de

Das könnte dir auch gefallen