Eva L’Hoest und die Technik in The Mindful Hand in Luxemburg

© Luk Vanderplaetse

In The Mindful Hand, erforscht Eva L’Hoest unsere ambivalente Beziehung zu den neuen Technologien. Vom Arbeitsspeicher zu jenem des Lebens…

Nach mehr als dreißig Gruppenausstellungen wird Eva L’Hoest nun endlich ihre erste institutionelle Einzelausstellung gewidmet. Für diese Feuerstaufe nimmt sie sich unserer Beziehung zu analogen und digitalen Bildwerkzeugen an, zerlegt ihren Einfluss auf die Erfahrung des menschlichen Lebens und die traditionelle Opposition zwischen der Hand und dem Geist. Die junge Belgierin entfaltet ein besonderes Universum, das aus Schwachstellen auftaucht, in denen alles immer verbesserungswürdig erscheint, zwischen (un)menschlichen Fehlern und Korrektur durch Erfahrung. Von der Kunsthochschule in Liège in Videographie ausgebildet, hebt sich dieser Tausendsassa durch seine bildhauerische Herangehensweise an das Bewegtbild ab. Wie ein Zootrop verleiht The Cave, the Cage, the Chorus die Illusion der Animation, indem es Büsten von Männern abspielt, die von der KI modelliert wurden. Indem sie die kinematographische Bewegung und die statuenhafte Fortschrittsfeindlichkeit gleichermaßen kritisiert, dekonstruiert die kinetische Installation die in unserem Gehirn gebildete Vision, zeigt die Grenzen des Intellekts auf. Inkstand – Fragments of intent stützt diese Dialektik indem es die Überlegenheit des Individuums gegenüber der Maschine bestreitet. An ihrer Weise die Windungen und die Vitalität eines Hoch-Reliefs aus Bronze zu entleihen, erinnert diese Skulpturenserie an La Porte des Enfers (Höllentor) von Rodin; auch wenn sie sich von Schönheits-Kanons der Bildhauerei befreit hat, schöpft die Lütticherin in der Tat aus der Tradition. Von den Anfängen des life castings (Abgüssen von Natur) inspiriert, fordert sie die romantische Konzeption der Schöpfergeste heraus, indem sie die Grenzen der KI als Verlängerung der menschlichen Aktivität aufzeigt. Durch die Materialisierung unumkehrbar gemacht, verleiht ein einfacher Rechenfehler dem entstandenen Werk eine organische Dimension, die mit einer genetischen Anomalie zu vergleichen ist, wie sie in der Natur vorkommt. „Man könnte eine Art der sterilen Standardisierung erwarten, aber ein Programm ist nicht unfehlbar. Dieser Anteil des Unerwarteten regt dazu an, das neu zu betrachten, was man beim Menschen als einzigartig betrachtet“, bemerkt die Künstlerin. 



Das Herzstück der Ausstellung, Ragdoll setzt auf humorvolle Weise noch einen drauf. Auf einer Modellierung einer Menschenmenge in 3D basierend, ist diese Skulptur das Ergebnis einer Überlagerung von Photographien, die an einem präzisen Punkt aufgenommen wurden, womit mehrere Individuen auf einer Achse zusammengeballt sind. Stehend erinnert der Protagonist mit seinen zahlreichen Armen und Beinen an einen Vitruvianischen Menschen 2.0. Während die Allegorie von Leonardo da Vinci den Humanismus feiert, ist dieser Homo Numericus die Karikatur der Apathie gegenüber Systemen deren Intelligenz sich manchmal auf die Bestätigung unserer Einseitigkeiten beschränkt. „Die Ragdoll ist eine Katzenrasse, die für ihre Gelassenheit bekannt ist, die an jene einer Stoffpuppe erinnert“, kommentiert die Künstlerin, die hinzufügt: „Wir lassen uns von den Technologien leiten ohne sie zu verstehen, mit dem Risiko, dass sie uns einschließen wie eine Skinner- Box“, ein experimentelles Dispositiv, das in den 1930er Jahren entwickelt wurde um die Mechanismen der Konditionierung zu studieren. Vielleicht sind wir eher Objekt als Subjekt des Experiments. 


Im Casino Luxembourg (Luxemburg) bis zum 11. Mai 

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