Helen Frankenthaler wird in Wiesbaden ausgestellt

Helen Frankenthaler dans son atelier à l’angle de East 83rd Street/3rd Avenue Helen Frankenthaler in ihrem Atelier an der Ecke East 83rd Street/3rd Avenue, New York, 1969 © 2025 Ernst Haas/Getty Images. Artwork © 2025 Helen Frankenthaler Foundation, Inc. / Artists Rights Society (ARS), New York

Die Helen Frankenthaler gewidmete Retrospektive Move and Make lädt zur Entdeckung der Künstlerin ein, die als Begründerin der Farbfeldmalerei gilt. 

Im Jahr 1952 ist Mountains and Sea der ganz jungen Helen Frankenthaler (1928-2011) eine Sensation, mit seinen Farbflecken, umgeben von Rändern, die anhand der Technik des soak-stains erzielt wurden, bei dem die Verdünnung der Ölfarbe (mit Terpentin oder gar Kerosin) sie erstaunlich flüssig macht. Sie wird auf eine unvorbereitete Leinwand gegossen, die am Boden liegt, dann mit Schwämmen und Pinseln verteilt. Das Resultat ist schwindelerregend: Entstanden durch das Verschmelzen von Bild und Bildträger durch Imprägnierung / Infiltration, nimmt ein starkes Gefühl der Bewegung den Blick mit in die Erinnerung an eine Landschaft in Neuschottland. In dieser begeisternden Ausstellung wird der gesamte Werdegang einer großen Persönlichkeit des abstrakten Expressionismus gezeigt, die in der Sammlung Reinhard Ernst breit vertreten ist (sie wird nun in einem Museum präsentiert, das im Juni 2024 eröffnete), die das weltweit größte Ensemble der Künstlerin (rund fünfzig Werke aus fünf Jahrzehnten) besitzt. Um ihr Kredo zusammenzufassen, erklärte sie: „Wenn die Malerei einmal von der Staffelei befreit und nicht durch einen Rand, eine Ecke oder ein bestimmtes Format begrenzt ist, kann sich die Sicht immer weiter ausdehnen“. 


Als Pionierin der Farbfeldmalerei stellt Helen Frankenthaler neue Beziehungen zwischen Farbe, Form und Raum her, dank Gemälden, die eben bleiben (im Gegensatz zu den drippings von Jackson Pollock), voller Transparenzen und anderen Übereinanderlagerungen, oft riesig sind, wie When the Snow Melts (1975) – ein Panoramabild von mehr als vier Metern Länge – bei dem sie die Leinwand vor dem Malen eingefärbt hat. Ein Schleier aus Grün-Nuancen scheint hier die Welt zu verschlingen, begrenzt von zwei durchsichtigen schwarzen Balken, illusorische Barrieren gegen diesen unaufhaltsamen Fortschritt. Fast im selben Format lässt After Hours (1975) violette, gelbe oder braune Felder auf einem Ozean abtreiben, dessen Blau zum Seladongrün tendiert, in einer kompletten Undifferenziertheit der Ebenen. Ein neueres Werk, Zarathustra (1988), spielt mit den Gegensätzen – Transparenz / Undurchsichtigkeit, definiert / undefiniert oder auch scharf / unscharf – indem es die Farbe befreit. Man findet darin zweifelsohne eine der Hauptcharakteristika der Künstlerin wieder: Die Suche nach dem Gleichgewicht. Dieses ist ebenso am Werk in Spanning (1971) – dessen jungfräuliches Zentrum von Farbkontinenten umgeben ist, die an den Rand gedrängt wurden – wie in End of Summer (1995), einem erhabenen Lob des Undefinierbaren, in dem die Grünnuancen sich in einer orangefarbenen Beruhigung aufzulösen scheinen, die eine intensive Gelassenheit ausstrahlt. 


Im Museum Reinhard Ernst (Wiesbaden) bis zum 28. September 

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